Race-Report - DEM Rehna 2022

Luca Fischeder siegt vor Newcomer und Lokalmatador

17.09.2022

Bei der 70. Auflage von „Rund um Rehna“ hat einfach alles gepasst, trotz dass man dieses Mal ausnahmsweise von der angestammten Fahrerlager-Location abrücken musste. Höchstnoten und viel Lob bekam der MSC Rehna e.V. im ADAC vor allem für die beiden Sonderprüfungen. Diese bestachen durch abwechslungsreiches Terrain, schnelle wie technische Passagen, verschiedenen Untergrund sowie eine gehörige Portion an Anspruch. Dazu gab es nach diversen Staub- und Schlammschlachten der letzten Jahres diesmal äußerliche Top-Bedingungen. Niederschläge in den letzten Tagen hatten dafür gesorgt, dass es nur vereinzelt ein wenig staubte. Und der vorhergesagte Regen ging tatsächlich erst am Nachmittag zu Boden, als der letzte Fahrer gerade sein Motorrad nach getaner Arbeit wieder ins Parc Fermé stellte. Also alles takko!
 

Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (Championat)

Alles takko war auch bei Luca Fischeder. Der Sherco-Fahrer sicherte sich nach seinem Erfolg bei „Rund um Dahlen“ nun seinen zweiten Championatssieg – und das in höchst beeindruckender Manier! Alle sieben Bestzeiten gingen auf das Konto des 23-Jährigen, der entsprechend happy mit seinem Tag war: „Ich bin natürlich absolut zufrieden. Es lief von Beginn an erstklassig. Ich habe mich super gefühlt, vom Fahrerischen her, ebenso wie in Punkto Fitness. Beide Tests waren richtig gut. Vor allem der erste Test hatte schon WM-Charakter – wirklich top! Es hat großen Spaß gemacht.“

Rang zwei ging an Jeremy Sydow, dem damit ein grandioser Einstieg in die DEM gelang. Streng genommen war er in der Int. Deutschen Enduro Meisterschaft schon einmal am Start. Damals vor sechs Jahren, als 16-Jähriger bei „Rund um Zschopau“. Zwischenzeitlich war er in der MX2-Weltmeisterschaft unterwegs, wo er durch Verletzungen jedoch immer wieder eingebremst wurde. Und wie war es so, wieder Enduro zu fahren? „Ich musste mich erst daran gewöhnen. Ich habe im Vorfeld viel mit Luca trainiert und war daher gut vorbereitet. Doch dann sofort mit der Strecke gut klar kommen um schnell zu sein, war schon eine Umstellung“, so der Sherco-Fahrer, der trotz seines Top-Resultats jedoch nicht restlos glücklich war: „Das Ergebnis ist super, ein guter Einstieg. Dennoch ärgert es mich ein wenig, dass ich ausgerechnet in der letzten Prüfung noch zweimal gestürzt bin. Das hätte nicht noch sein müssen“, zeigt sich der 22-jährige Youngster selbstkritisch, der bei der Siegerehrung aber sein Lächeln schnell wiedergefunden hatte.

Tilman Krause hat es endlich gepackt. Top fünf gab er als Minimal-Ziel vor seinem Heimrennen aus, mit dem Nachsatz „Unter die besten Drei wäre noch besser!“ Und das hat er tatsächlich geschafft und landet erstmalig als Dritter auf dem Championatspodest. „Es war großartig. Schöne Strecke, geile Sonderprüfungen, anspruchsvoll und abwechslungsreich. Dazu perfekte Bedingungen und natürlich ein super Publikum, das richtig gute Stimmung gemacht und mich super angefeuert hat“, schwärmt der KTM-Fahrer, der seine fahrerische Leistung mit einem breiten, zufriedenen Grinsen im Gesicht mit „Alles gut. Heute hat endlich einmal alles gepasst“ kommentiert.

Hinter diesem Trio platzierte sich Andreas Beier an vierter Stelle, der durch einen heftigen Sturz viel Zeit liegen ließ. Platz fünf in der Tageswertung ging an Benjamin Meusel, der bewies, dass er auch weiterhin den Speed hat, vorn mitzufahren. Hinter ihm folgten jeweils in Abständen von unter einer Sekunde (!) Robert Riedel, Chris Gundermann und Philipp Müller auf den Positionen sechs bis acht.
 

DEM - Klasse E1

„Bei der Landung nach einem Bergab-Sprung hat es mich so zusammengestaucht, dass es mir die Hände vom Lenker geschlagen hat“, berichtet Andreas Beier, der bis dahin sehr gut unterwegs war und hinter dem Sherco-Duo auf Rang drei in der Tageswertung lag. „Den habe ich dort leider verspielt. Schade, in die Top Drei im Championat zu fahren, wäre wirklich eine schöne Sache gewesen“, stellt der KTM-Fahrer nüchtern fest, der sich aber zumindest mit dem E1-Tagessieg etwas trösten konnte. Mehr noch, der Routinier machte zudem in der Meisterschaft Boden gut und liegt jetzt punktgleich mit Edward Hübner und Yanik Spachmüller an der Spitze. Alle drei haben jeweils einen Sieg sowie einen zweiten und dritten Platz auf ihrem Konto. Das verspricht noch ein heißer Tanz um die E1-Krone in diesem Jahr zu werden!

Edward Hübner holte nach einem missglückten Start in den Tag noch das optimale heraus und wurde Zweiter. „Es war eine Katastrophe. Im ersten Test hatte ich gleich vier Stürze. Zuerst bin ich auf dem Acker weggerutscht, dann auf der Wiese“, beginnt der KTM-Fahrer aufzuzählen. „Als nächstes bin ich mit einem gestutzten Baum kollidiert, wodurch ich so perplex war, dass ich mich wenig später verbremst habe und im Absperrband gelandet bin. Da war mir schon klar, das wird heute nichts mehr.“ Umso beachtenswerter, dass er sich bis zum Schluss wieder auf den zweiten Rang nach vorn gearbeitet hat.

Auch für Yanik Spachmüller, der mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, lief es nicht wunschgemäß. „Mir war immer wieder schwindelig und dadurch war plötzlich die Konzentration weg. Ich hatte schon bei den Six Days damit zu kämpfen. Ich weiß einfach nicht woran es liegt“, gibt sich der GasGas-Fahrer ratlos und niedergeschlagen. Trotz dieser Umstände reichte es für den amtierenden Meister noch zu Rang drei, gefolgt von Markenkollege Tristan Hanak und Maximilian Wills auf Husqvarna, der die Top Fünf abrundete.
 

DEM - Klasse E2

Ganz oben auf dem Treppchen stand Jeremy Sydow, der seinen ersten DEM-Tagessieg einfuhr. E2-Spitzenreiter Tilman Krause wurde Zweiter und baut damit seinen Vorsprung in der Meisterschaft um weitere vier Punkte aus.

Dritter wurde Benjamin Meusel, der „just for fun“ mit einer Sherco an den Start ging und bewies, dass er nach wie vor kräftig am Gasgriff drehen kann. „Ich fahre dieses Jahr nur noch aus Vergnügen die Läufe, auf die ich Lust habe. Von daher bin ich gänzlich ohne Erwartungen nach Rehna gekommen. Das es letztlich so gut lief, ist schon ein wenig überraschend.“

Undankbarer Vierter wurde, und das mit nicht einmal zwei Sekunden Rückstand, Philipp Müller. Wie schon bei den vergangenen Six Days in Frankreich präsentierte sich dieser in guter Form. „Schade, dass ich im letzten Test noch von drei auf vier zurückgerutscht bin“, bedauert der Beta-Fahrer, „die meiste Zeit habe ich jedoch gleich am Morgen im ersten Test eingebüßt. Da habe ich auf dem Acker einen Stein erwischt, so dass die hintere Bremsscheibe krumm war. Ohne Hinterradbremse die nassen Wiesenhänge hoch und runter war recht schwierig und hat einiges an Sekunden gekostet.“

Paul Roßbach auf Beta sicherte sich einen soliden fünften Platz unmittelbar vor dem ehemaligen SuperEnduro-Junioren-Weltmeister Kevin Gallas, der kurzfristig genannt hatte. Dessen Begründung: „Ich möchte gern den WM-Lauf in Zschopau mitfahren und da wäre es schon von Vorteil, sich mit dem ganzen Ablauf einer klassischen Enduro-Veranstaltung vertraut zu machen.“
 

DEM - Klasse E3

Luca Fischeder holte den dritten Saisonsieg und das mit fast zwei Minuten Vorsprung. Dahinter folgen Robert Riedel und Chris Gundermann, die sich bis zur letzten Kurve ein äußerst packendes Duell lieferten. 0,35 Sekunden machten letztlich den Unterschied. „Es lief heute gleich vom ersten Test an richtig gut. Das war bei mir in der Vergangenheit nicht immer so. Meist habe ich mit kleineren Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen“, blickt Robert Riedel auf frühere Rennen zurück. „Nach diesem guten Start blieb ich fokussiert und hatte einen guten Tag. Das am Ende dann aber sogar der zweite Platz herausspringt, hat mich selbst erstaunt“, gibt der GasGas-Fahrer offen zu.

Chris Gundermann auf der Zweitakt-KTM wurde Dritter und meint im Anschluss: „Hier hätte ich mir lieber einen Viertakter gewünscht. Geplant war es sogar, mit einem zu starten, doch die neuen Modelle konnten noch nicht geliefert werden. So musste eben die 300er wieder herhalten“, meint er lachend und schiebt hinterher, „Es hat dennoch extrem viel Spaß gemacht. Die Tests waren wirklich genial, großes Lob an den Veranstalter!“

Florian Görner wurde guter Vierter. Björn Feldt, wohnhaft im Nachbardorf und eigentlich gar nicht mehr aktiv im Endurosport, wollte es noch einmal wissen. Rang fünf kann sich durchaus sehen lassen, wenngleich er im letzten Test, im Gegensatz zu den anderen Prüfungen, gleich eine Minute langsamer war, was er sich überhaupt nicht erklären konnte.
 

DEM – Junioren

Erster Sieg für Leon Thoms! Der KTM-Fahrer behielt diesmal gegenüber Milan Schmüser knapp die Oberhand, während es in Dahlen noch genau anders herum ausging. Dabei stand noch vor knapp zwei Wochen in Sternen, ob Leon Thoms überhaupt an den Start gehen kann. „Ich habe mir vor eineinhalb Monaten beim Motocross die Bänder in der Schulter abgerissen. Erst letztes Wochenende durfte ich wieder aufs Motorrad steigen. Von daher war alles sehr kurzfristig“, so der Youngster, der überraschend gut klar kam. „Die Schmerzen sind schon da, waren aber nicht so schlimm, als das ich mich in den Tests hätte nicht konzentrieren können. Ich wollte unbedingt mein Heimrennen gewinnen und das habe ich geschafft“, so der sichtlich stolze Lokalmatador, der auch zahlreiche Fans an der Strecke hatte.

Damit war Milan Schmüser erstmalig in diesem Jahr geschlagen. „Es begann schon am Morgen im ersten Test. Da bin ich über das Vorderrad weggerutscht und habe mir dabei am Lenker den Kupplungshebel und alles andere daran verdreht. Da habe ich schon geahnt, dass es heute schwer werden würde“, so der Sherco-Fahrer, der zwar fortan Boden gut machte, aber auch immer wieder durch Stürze Zeit einbüßte, so dass am Ende -mit gerade einmal 1,84 Sekunden Rückstand- der zweite Platz zu Buche stand.

Das Podest vervollständigte Paul Diederich, der es damit bei den Junioren erstmals unter die besten Drei schaffte. Rang vier ging an Garry Dittmann, dem letztjährigen DEC-Gesamtsieger, Platz fünf belegte Nils Teegen vom gastgebenden MC Rehna.

Die Deutsche Enduro-Mannschaftswertung gewann erneut das Team ADAC Sachsen 1 mit den Fahrern Edward Hübner, Andreas Beier und Luca Fischeder. Für das Trio ist es bereits der dritte Saisonsieg! Platz zwei ging an die Mannschaft ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt (Tristan Hanak, Tilman Krause, Milan Schmüser) und  Dritter wurde das Team ADAC Pfalz (Paul Roßbach, Chris Gundermann, Benjamin Meusel). Die Tageswertung im DMSB-Enduro-Cup gewann Felix Melnikoff auf KTM, vor Markenkollege Jeremy Nimmrich, der erstmalig mit einem Viertakter unterwegs war und Pascal Sadecki. Trotz dass der Fantic-Fahrer ein paar Punkte auf seine Konkurrenten einbüßte, bleibt er weiterhin der Spitzenreiter im B-Championat!