Race-Report - DEC-Finale Kempenich 2022
Titelentscheidungen auf Messers Schneide!
23.10.2022
Es war noch einmal eine äußerst spannende Angelegenheit in der Eifel, wo bei besten äußeren Bedingungen beim siebenten und letzten DEC-Lauf die entscheidenden Punkte vergeben wurden. Der ADAC Mittelrhein e.V. und der MSC Kempenich e.V. im ADAC, die zusammen die Mittelrheinische Geländefahrt ausrichten, haben sich wieder allergrößte Mühe gegeben, das auch die 70. Auflage in guter Erinnerung bleibt. Einmal mehr bekam vor allem die äußerst abwechslungsreiche und sehr anspruchsvolle Sonderprüfung in der Lavasandgrube viel Lob von Seiten der Fahrerinnen und Fahrer!
DMSB Enduro Cup (B-Championat)
Ein sonst immer undankbarer vierter Platz war dieses Mal Gold wert! Denn für diesen erhielt Felix Melnikoff genau die Punkte, um den Gesamtsieg im DMSB Enduro Cup sicherzustellen, während sein einzig verbliebener Titelrivale Jeremy Nimmrich den Saisonabschluss für sich entscheiden konnte. „Es war ein überaus nervenaufreibender Tag“, gesteht Felix Melnikoff, der am Morgen in der langen Ackerprüfung ordentlich Federn lassen musste: „Da bin ich überhaupt nicht klar gekommen und habe mich extrem schwer in getan, in den Fahrfluss zu kommen.“ Nur die neunbeste Zeit für ihn und er gesteht, das Kempenich für ihn schon im letzten Jahr ein schwieriges Pflaster war. „Das spielte im Kopf womöglich auch eine Rolle“, gibt der erst 16-jährige Youngster zu, der trotz seines jungen Alters „wie ein alter Hase“ agierte und schließlich den vierten Tagesrang hinter Jeremy Nimmrich, Maxi Schek und Eric Wirth sicherstellte. Im Ziel angekommen, begrüßt mit einer Sektdusche durch seine Familie, brachen bei ihm dann alle Dämme! Emotionen pur! Der Titel im B-Championat, und natürlich auch in der Jugend-Kategorie, war perfekt! „Es ist einfach unglaublich, ich bin überglücklich, kann den Erfolg noch gar nicht begreifen. Ich glaube, ich muss alles zu Hause erst einmal in Ruhe sacken lassen“, so der sichtlich aufgewühlte, aber restlos glückliche KTM-Fahrer.
Tagessieger Jeremy Nimmrich hatte auf Grund, des um einen Punkt verpassten Titels verständlicherweise nicht ganz die beste Laune. „Ich wollte heute einfach nur Spaß haben und noch einmal zeigen was ich kann. Als ich allerdings aus der letzten Prüfung kam und feststand, das ich den Titel im B-Championat letztlich um einen einzigen Punkt verpasst habe, war ich schon sehr enttäuscht und etwas verärgert. Aber gut, da hätte ich am Jahresanfang mehr zeigen müssen“, so der 18-jährige KTM-Fahrer.
Hinter dem KTM-Duo belegte im Gesamtklassement Luca Wiesinger den dritten Platz, der eine überaus konstante Saison fuhr. Bemerkenswert, auch der Sherco-Fahrer ist erst 18 Jahre jung!
DEC - Klasse E1B
Jeremy Nimmrich stand bereits seit dem vorletzten Lauf in Streitberg als neuer Champion fest. Auch in Kempenich war er erneut das Maß der Dinge und entschied somit alle sieben Wertungstage für sich! Der Vizetitel ging an Florian Pfefferkorn, der glücklicherweise mit genug Punktevorsprung in die Eifel gekommen war. Der KTM-Fahrer musste sich mit einem durchgescheuerten Diagnosekabel herumplagen. „Dadurch gab es einen Kurzschluss und das Motorrad ging immer wieder aus. Also habe ich versucht, die ganze Sache mit einem anderen Kabel zu überbrücken“, berichtet Florian Pfefferkorn, der sogar via Telefon einige hilfreiche Tipps von Edward Hübner erhielt und so das Motorrad wieder in Gang bekam. Zwar kassierte er dadurch eine Strafminute, aber zu einem sechsten Platz und damit die nötigen Punkte, um Florian Geisenhofer auf Distanz zu halten, reichte es allemal. Der Sherco-Fahrer wurde Tagesvierter, hinter Fritz Hunger und Kai Bräutigam, womit er seinen dritten Platz in der Endabrechnung absicherte.
DEC - Klasse E2B
Maxi Schek kam mit vier Punkten Rückstand auf Alfred Reimer nach Kempenich. Selbst wenn der Allgäuer, wie im Vorjahr, gewinnen sollte, würde er Schützenhilfe benötigen. Und dieses Zünglein an der Waage sollte letztlich Eric Wirth werden, der seine erste DEC-Saison bestritt und dessen Formkurve über das gesamte Jahr stetig nach oben zeigte. Zwischenzeitlich lag er sogar in Führung! Doch gegen Ende riss Maxi Schek das Ruder zu seinen Gunsten noch herum. „Ich musste heute gewinnen und habe alles gesetzt, da zwischenzeitlich Eric in Führung war. Vor dem letzten Test lag ich vorn, hatte dort aber einen Sturz. Dabei habe ich krampfhaft den Lenker festgehalten und gedacht, immer nur weiter, weiter, weiter“, so der Beta-Fahrer, der einfach von einem Wahnsinnstag sprach und sich überglücklich über seinen Titelgewinn zeigte!
Eric Wirth war es fast ein wenig unangenehm, eine so entscheidende Rolle im Titelkampf eingenommen zu haben. „Aber das gehört eben auch zum Sport dazu. Ich selbst bin happy über meine Leistung. Erstmalig unter die Top Drei zu fahren, ist große Klasse“, so der Sherco-Fahrer, der das Jahr als E2B-Gesamtdritter abschloss.
Alfred Reimer, Tagesdritter, verpasste so den Titel tatsächlich um einen einzigen Punkt, nahm es aber sehr sportlich. „Ganz ehrlich, ohne die Fairness meiner Konkurrenten wäre ich gar nicht ins Ziel gekommen“, spielt der Honda-Fahrer auf eine Situation kurz vor der ersten Prüfung in Runde drei an. „Da ist mir das Kettenschloss samt Kette weggeflogen. So haben mich die Kollegen mit bis zur Prüfung gezogen und mir dort das benötigte Ersatzteil geliehen. Schnell alles repariert und rein in den Test.“ Da er durch den Zeitverzug an der nächsten Zeitkontrolle eine Minute bekam, änderte an seiner Tagesplatzierung rein gar nichts und ist somit nicht mehr als eine Randnotiz. „Klar ist es schade, aber in Summe passt das schon. Es war ein gutes Jahr und 2023 wird dann in der DEM angegriffen“, blickt Alfred Reimer schon voller Tatendrang auf die kommende Saison!
DEC - Klasse E3B
Platz eins in der Tageswertung ging an Niclas Leon Kallmeyer, gefolgt von Hendrik Richter und Maik Gruhne. Damit gelang dem Klassensieger noch Reik Streubel, der letztlich Dritter wurde, vom zweiten Gesamtrang zu verdrängen. „Den Vizetitel noch auf den letzten Drücker einzufahren macht mich schon stolz. Ein gutes Ende einer Saison, die sehr durchwachsen anfing“, freut sich Niclas Leon Kallmeyer.
Der E3B-Titel ging derweil an Danilo Jäck, der letztes Jahr vorerst nur sporadisch in den DMSB Enduro Cup hinein schnupperte und nun erstmalig eine komplette Saison bestritt. „Eigentlich hatte ich mir einen Platz unter die Top Fünf zum Ziel gesetzt. Doch dann lief es immer besser und plötzlich war ich mit drin im Rennen um die Titelvergabe. Das es letztlich tatsächlich geklappt hat, ist natürlich riesig. Das stimmt mich sehr zufrieden, wenngleich ich mit meiner Leistung in Kempenich überhaupt nicht zufrieden bin“, so der Husqvarna-Fahrer, der beim Saisonfinale den fünften Platz belegte.
DEC - Jugend
Wie bereits erwähnt, stand auch hier Felix Melnikoff in der Tageswertung, wie im Endklassement auf dem obersten Treppchen. Der Vizetitel ging an Luca Wiesinger, der seine gute Saison mit einem dritten Tagesrang in Kempenich nochmals unterstrich, während Bronze an Kenny Riedel ging. Stark in Szene setzte sich an diesem schönen Herbsttag in der Eifel Fynn Hannemann, der bei seinem ersten Enduro-Lauf gleich Zweiter wurde. Kleine Randnotiz, die bei der Siegerehrung bekannt wurde, der 16-Jährige bekam erst in der Woche zuvor jenes Motorrad, mit dem er die 70. Auflage der Mittelrheinischen Geländefahrt bestritt.
DEC - Senioren
Dirk Peter stand schon vor dem Start als Cup-Gesamtsieger fest, da sein einzig verbliebener Konkurrent Axel Hechel nicht in der Eifel am Start war. Dem Husqvarna-Fahrer war der Vizetitel jedoch ohnehin nicht mehr zu nehmen. Wer denkt, dass durch den fehlenden Druck im Titelkampf die Luft bei Dirk Peter raus war, sah sich getäuscht. Der KTM-Fahrer zog noch einmal ordentlich am Kabel, auch wenn es diesmal bei einem eher ungewohnten Zweitakter war. „Meinen Viertakter habe ich direkt nach ‚Rund um Zschopau‘ verkauft, so wie er war, mit Startnummern und allem“, lacht der Thüringer, der somit kurz auf ein anderes Modell umsteigen musste, was ihn aber nicht davon abhielt, erneut, wie bei allen anderen Läufen in diesem Jahr auch, die Klasse zu gewinnen. Dieses Mal vor Thomas Frank auf GasGas und Michael Renner auf der Sherco, der mit diesem Resultat auch den dritten Rang in der Jahresendabrechnung absicherte.
DEC – Super-Senioren
Ähnlich wie bei den Senioren behielt auch Mario Grimm bei den Super-Senioren eine reine Weste und gewann den Finallauf vor seinen KTM-Markenkollegen Thomas Lübbing und Stefan Müller. „Eine wirklich perfekte Saison, das hatte ich so nicht erwartet. Immer 25 Punkte zu holen, mehr geht nicht“, freut sich der mittlerweile 56-Jährige, der zugibt, den Überblick über seine ganzen Titel so langsam zu verlieren, „dieses Jahr sind ja nun auch schon wieder zwei hinzugekommen. Neben Super-Senioren-Enduro-Meister habe ich bei uns zu Hause auch noch den Nordcup-Titel im Motocross gewonnen. Der Vizetitel ging an Thomas Lübbing, der die Meisterschaft bis zuletzt offen hielt, Dritter wurde Torsten Holz, ebenfalls auf einer KTM unterwegs.
DEC – Damen
Mission „Titelverteidigung“ erfolgreich abgeschlossen! Stephanie Laier feierte mit ihrem fünften Saisonsieg den Titel in der Damenklasse und macht damit ihrem Teamchef Rolf Musch ein grandioses Abschiedsgeschenk, der sich mit fast 79 Jahren nun in den wohlverdienten „Enduro-Ruhestand“ verabschiedet. „Ich bin happy, wie heute alles gelaufen ist. Gerade mit Blick auf Streitberg, wo bei mir gar nichts zusammenlief“, zeigt sich die KTM-Fahrerin sichtlich erleichtert und ergänzt, „Danke nochmal an Rolf für die vielen, tollen gemeinsamen Jahre!“
Zweite in der Tageswertung, wie auch in der Meisterschaft wurde Tanja Schlosser auf der Beta, die zuletzt immer stärker wurde und das Titelrennen offen hielt. Hinter den beiden Überfliegerinnen platzierte sich Lisa Michels an dritter Stelle, die in Kempenich ihre erste Enduro-Veranstaltung überhaupt bestritt. Vierte wurde Samantha Buhmann, die damit den dritten Meisterschaftsrang souverän absicherte, wenngleich es ein nervenaufreibendes Spiel war. „Bei mir rutschte die Kupplung immer mehr. Da habe ich mein Motorrad ganz viel gestreichelt und ihm gut zugeredet. Alles, bloß keinen Ausfall“, lacht die sichtlich erleichterte Beta-Fahrerin im Ziel.
DEC – Mannschaftwertung
Mit einem Tagessieg war auch der Mannschaftstitel für den ADAC Sachsen mit den Fahrern Jeremy Nimmrich, Niclas Leon Kallmeyer und Kenny Riedel sowie dem, in Kempenich nicht am Start gewesenen aber bis zur Saisonmitte aufgestellten, Pascal Sadecki. Das Tagespodium glich dem der Jahresendabrechnung haargenau, denn der ADAC Nordbayern (mit Luca Wiesinger, Jan Böhm und Florian Geisenhofer sowie bei den vorangegangenen Läufen eingesetzten Tobias Friedel und Maxi Schek) belegte Rang zwei. Dritter wurde die Mannschaft „Schaller Service Team“ (mit Alfred Reimer, Maik Gruhne und Raik Streubel sowie den ebenfalls zusätzlich bei anderen Veranstaltungen eingesetzten Benedikt Ahrens und Matthias Heimann).