Kalter Start in die Saison
Warm anziehen war angesagt am Samstagmorgen in Itterbeck. Zwar scheint der Wettergott ein Enduro-Fan zu sein, doch ganz so einfach wollte er es den über 320 Teilnehmern nicht machen. Bewölkt, lediglich drei Grad plus und ab und zu ein eisiger Wind – so zeigte sich das Wetter zum Saisonauftakt in Niedersachsen. Wenigstens blieb es von oben trocken. Doch die Regenschauer der Vortage und der schmelzende Frost aus dem Sandboden ließen bereits erahnen, dass dies kein Spaziergang für die Fahrer werden würde.
Erste Enduroprüfung als Herausforderung
Besonders die erste Enduroprüfung, die nur wenige Minuten nach dem Start lag, bereitete einigen Kopfzerbrechen. Eine lange Prüfung mit tiefen Spurrillen und viel Schlamm an der Oberfläche brachte viele Fahrer an ihre körperlichen Grenzen. Besonders in der ersten Runde war hier Vorsicht geboten – denn wer will schon mit einem Sturz in der ersten Sonderprüfung in die neue Saison starten? Leider erwischte es einige Fahrer, darunter sogar Davide von Zitzewitz, der zum Saisonauftakt den großen Zweitakter als Arbeitsgerät wählte.
Nachdem in den letzten Wochen Gerüchte die Runde machten, dass Davide den Helm an den Nagel hängen will, freute es umso mehr, ihn wieder am Start zu sehen. Doch für dieses Jahr hat er sich etwas Besonderes überlegt: Nachdem ihm im Winter etwas die Motivation gefehlt hatte, war es Zeit für einen neuen Ansatz. Etwas komplett Neues musste her – und so entstand die Idee, jede DM-Veranstaltung mit einem anderen Bike zu bestreiten. Ein interessanter Ansatz, da er in den letzten Jahren ausschließlich auf Viertakt-Bikes unterwegs war. Somit ist klar, dass in dieser Saison der Spaß an den Veranstaltungen im Vordergrund steht und die Ergebnisse eine untergeordnete Rolle spielen.
Eine Sandgrube darf nicht fehlen
Kein neuer Ansatz, sondern altbewährt, ist eine schnelle Crossprüfung in einer Sandgrube bei der Geländefahrt in Uelsen. Auch dieses Jahr diente diese Prüfung als Schauplatz für das zweite Kräftemessen in der Runde. Schnell, aber dennoch tückisch und mit einigen kniffligen Stellen versehen, bot sie einen schönen Kontrast zur ersten Prüfung. Besonders wohl fühlte sich hier Luca Fischeder. Luca, der dieses Jahr mit neuem Team und einem Markenwechsel auf Beta in die Saison startet, bereitete sich in den letzten Wochen intensiv in Italien vor. Für 2025 stehen neben der kompletten Weltmeisterschaft auch alle Läufe der Deutschen Enduro Meisterschaft im Terminkalender – was ihn besonders freut, da er die deutschen Rennen gerne als WM-Vorbereitung nutzt. Das Bike lief gut, er fühlte sich pudelwohl im Team, und so war es nicht verwunderlich, dass Luca ein gewaltiges Wörtchen im Championat mitreden wollte. Die verspätete Startzeit am ersten Tag machte es ihm nicht leicht, denn jeder weiß: Überholen auf einer Sonderprüfung ist nicht immer einfach und kostet meist Zeit. Doch wer Luca schon einmal fahren gesehen hat, weiß, dass er pfeilschnell unterwegs ist – und so war es dann auch heute. Lediglich Jeremy musste sich Luca geschlagen geben, der sich mit einem starken Auftritt den zweiten Platz im Championat und den Gesamtsieg in der Klasse E3 sicherte. Wir können gespannt sein, wie das Aufeinandertreffen zwischen Luca und Jeremy am zweiten Fahrtag verlaufen wird, wenn gleiche Bedingungen auf den Prüfungen herrschen.
Die dritte Prüfung als Knackpunkt
Gleiche Bedingungen für alle fanden wir auch an der dritten Sonderprüfung vor. Ursprünglich als flüssige Enduroprüfung gedacht, entwickelte sie sich im Laufe des Tages zu einer echten Herausforderung für Mensch und Maschine. Der bereits erwähnte Schlamm machte auch hier keinen Halt, und so führte die Strecke oft wie auf Schienen durch eine einzige tiefe Spur. Hier hieß es: Mut zeigen und mit Schwung hindurch! Nach dieser Strapaze warteten am Ende der Prüfung einige kleine Auffahrten als letzte Hürde zum Fahrerlager – doch genau diese Anstiege wurden zur entscheidenden Stelle. Hier war nicht nur schnelles Fahren gefragt, sondern auch ein geschultes Enduro-Auge für die beste Spur im Hang. Verfehlte man diese, wartete ein regelrechter Kampf gegen Hang, Wurzeln und Sand. Während die Fahrer von diesen Hindernissen nicht begeistert waren, bot sich den Zuschauern ein Spektakel mit heulenden Motoren, durchdrehenden Reifen und ab und zu sogar fliegenden Motorrädern. Besonders dieser Test könnte morgen für einige zum Knackpunkt werden, denn hier liegen Glück und Frust oft nur wenige Zentimeter auseinander.
Auch Jeremy blieb davon nicht verschont. In der dritten Runde unterlief ihm ein kleiner Fehler, und der Sherco-Pilot fand sich am Boden wieder. Doch wie heißt es so schön: Aufstehen und weitermachen! Beim klassischen Endurosport zählt jede Sekunde.
Jeremy wird sich über diesen einen Fehler vermutlich nicht zu sehr ärgern, denn mit einem breiten Grinsen im Gesicht feierte er seinen Sieg im Championat und in der E1-Klasse. Mit viel Vorfreude und einem guten Gefühl wird er morgen um 8:00 Uhr in den zweiten Fahrtag starten. Schließlich war er erneut der Mann der Stunde und fuhr mit fast einer Minute Vorsprung nach zehn Sonderprüfungen ins Ziel.
Auch die Niederländer mischen vorne mit
Nicht nur drei Sonderprüfungen erwarteten die Zuschauer am ersten Renntag, sondern am Ende des Tages durften sich auch jeweils drei Fahrer und Fahrerinnen auf dem Podest wiederfinden. Die ersten beiden Plätze im A-Championat gingen an deutsche Fahrer, doch ein Niederländer komplettierte das Gesamtbild: Ties Bennink sicherte sich als schnellster Niederländer einen Platz auf dem begehrten Podest des A-Championats.
Für ihn war dies auch eine Frage der Ehre, denn das schnelle Sandfahren liegt Niederländern sprichwörtlich im Blut – und das stellte er mit einer konstant schnellen
Leistung unter Beweis. Nachdem er in der ersten Runde noch einige Sekunden auf seine Kontrahenten verlor, fand der junge KTM-Pilot mit der Startnummer zwei immer besser in seinen Rhythmus und sicherte sich schließlich auch den Sieg in der niederländischen Enduro-Meisterschaft.
Überraschungssieg im B-Championat
Jemanden, den man heute auch nicht stoppen konnte, war KTM-Sturm-Pilot Luca Reinhold. Wie aus dem Nichts dominierte der junge Sachse das B-Championat über den gesamten Tag hinweg. Besonders erwähnenswert ist, dass Luca in Itterbeck sein allererstes klassisches Enduro bestritt und mit diesem Ergebnis sicher nicht gerechnet hatte. Sieben von neun Prüfungen absolvierte er als Schnellster – und das, obwohl er ziemlich weit hinten startete und wie Luca Fischeder mit viel Verkehr in den Prüfungen zu kämpfen hatte. Doch anscheinend machte ihm das nichts aus, und so sicherte er sich mit über zwei Minuten und 20 Sekunden Vorsprung den Gesamtsieg im B-Championat sowie den ersten Platz in der Klasse E3B. Am Ende des Tages zeigte sich Luca entspannt und konnte kaum glauben, dass sein erster Auftritt auf nationaler Bühne direkt mit einem Sieg endete. Wir sind gespannt, wie sich Luca im Laufe des Jahres weiterentwickeln wird – aber der Grundstein ist gelegt!
Premiere: Deutsche und Niederländische Meisterschaft gemeinsam
Ein weiterer Grundstein wurde an diesem Wochenende mit der gemeinsam ausgetragenen deutschen und niederländischen Enduro-Meisterschaft in Uelsen gelegt. Geografisch eine naheliegende Entscheidung – und nach dem ersten Fahrtag ein voller Erfolg! Der niederländische Verband zeigte sich ebenso begeistert wie die deutschen Veranstalter, und auch die Fahrer profitierten von einem erweiterten Starterfeld und internationalem Vergleich.
„Alle Beteiligten hatten einen wunderbaren ersten Fahrtag, und es macht Spaß, das Kräftemessen der unterschiedlichen Nationen zu beobachten“, freute sich Fahrleiter Frank Vrielmann.
Eine gelungene Premiere also – und ein weiterer spannender Aspekt einer ohnehin schon spektakulären Veranstaltung.
Jetzt richtet sich der Blick auf den zweiten Fahrtag – wer kann nachlegen, wer überrascht erneut und wer kämpft sich nach einem schwierigen Start zurück? Die Antworten gibt es morgen!
Alle ausführlichen Ergebnisse sind hier finden.
Alle hier verwendeten Fotos sind von Marcel Sänger.