Pünktlich um acht Uhr morgens ging es für die ersten drei Fahrer in die circa 70 Kilometer lange Runde. Für das A-Championat und B-Championat ging es erneut auf eine Reise von insgesamt drei Runden, wobei man sich am heutigen Fahrtag die zehnte Prüfung, also das Anfahren der ersten Sonderprüfung in der vierten Runde, sparte. Für die Senioren und Damen standen wieder zwei Runden auf dem Plan – was vermutlich vielen als vollkommen ausreichend erschien, wenn man sich die erschöpften Gesichter nach dem ersten Fahrtag anschaute.
Eine lockere Kaffeefahrt wurde es also auch am zweiten Fahrtag nicht. Zwar trocknete der Sandboden sehr gut ab, und auch die Traktion wurde von Runde zu Runde besser, doch die immer tieferen Spurrillen und Wellen in den Tests machten es den Fahrern unheimlich schwer. Jeder Schlag in den Wellen schüttelte den Körper einmal durch, und so hieß es besonders am Sonntag: Hier zeigt sich, wer in der Vorbereitung seine Hausaufgaben gemacht hat. Dies war auch so gewollt, wie uns Fahrleiter Frank Vrielmann verrät: „Jahrelang wurde die Geländefahrt rund um Uelsen als leichte Ausfahrt an einem Wochenende fast schon belächelt. Das wollten wir dieses Jahr ändern, und ich glaube, das ist uns gut gelungen. Besonders die zwei Enduro-Prüfungen fordern Mensch und Maschine alles ab, und hier zeigt sich, wer den Willen hat, über seine Schmerzgrenze zu gehen. Jedoch wollten wir den Teilnehmern auch etwas Schnelles bieten, und hier konnten wir glücklicherweise auf eine neue Kiesgrube zurückgreifen, die als Crosstest dient. Man sieht förmlich, wie die Jungs und Mädels es genießen, den Schieber umzudrehen und über die Wellen zu gleiten. Auch der dazugehörige Acker wurde bewusst sehr flüssig und breit gesteckt. Hier kann man es einmal richtig fliegen lassen, und nach dem ersten Feedback sind alle sehr begeistert. Rundum also eine schöne Abwechslung aus engen und anspruchsvollen Tests, einem knackigen Crosstest und einer Etappe, die keine Wünsche offenlässt.“
Das Duell des Tages: Sydow gegen Fischeder
Keine Wünsche offen hatten auch die Zuschauer, als sie das erste richtige Aufeinandertreffen zwischen Jeremy Sydow und Luca Fischeder, die beide in derselben Startminute gestartet sind, beobachten konnten. Der neue Beta-Pilot war zwar bereits am Samstag mit seinem Ergebnis zufrieden, doch für den zweiten Renntag lag das Ziel ganz klar auf dem Sieg im Championat. Die Vorzeichen hätten somit nicht besser sein können für einen intensiven Zweikampf um die Spitze. Doch schon in der ersten Runde kursierte die Aussage, dass Luca technische Probleme an seinem Bike hatte. Dies sollte sich dann auch als wahr herausstellen. Man hörte förmlich, wie unsauber und kraftlos sich das Bike anhörte. Erstaunlich ist dennoch die Tatsache, dass Luca trotz mangelnder Motorleistung weiterhin grandiose Zeiten einfuhr und mit einem zweiten Platz maximale Schadensbegrenzung betrieb.
Der größte Kontrahent mit technischen Problemen, die Sonne strahlte, und die Zuschauer fanden immer mehr ihren Weg zu den verschiedenen Sonderprüfungen. Man könnte meinen, für Jeremy hätte es nicht besser laufen können, denn schlussendlich konnte er erneut den Tagessieg im Championat einfahren. Doch ganz zufrieden war er nach der Zieleinfahrt nicht: „Natürlich freut es mich, auch den zweiten Tag in Itterbeck zu gewinnen, doch leider sind mir heute einige kleine Fehler passiert, und ich musste mich mehrmals auf dem Boden wiederfinden. Das ärgert mich etwas, denn normalerweise darf dies nicht passieren, besonders mit Blick auf die WM. Hier muss man einfach fehlerfrei den Tag beenden, um überhaupt eine Chance auf ein gutes Ergebnis zu haben. Dies ist mir heute nicht geglückt. Zwar ist am Ende alles gut ausgegangen, doch es hätte auch anders laufen können. Ich denke, alle hatten heute mit den schwierigen Tests zu kämpfen, doch am Ende des Tages freue ich mich über meinen perfekten Start in die Saison. Nun geht es für mich nach Italien, um mich noch einmal für die WM vorzubereiten. Danach steht schon Dahlen auf dem Programm, wo ich natürlich meine Siegesserie fortführen und den Fans eine grandiose Show bieten will. Nach Dahlen beginnt dann die Weltmeisterschaft, und ich habe mir dieses Jahr selbst hohe Ziele gesteckt. Ich bin gespannt, wie meine komplette Saison verlaufen wird.“
Starke Leistungen auch in der E2-Klasse
Eine spannende Saison steht auch dem drittbesten Deutschen, Edward Hübner, bevor. Nachdem er am Samstag nicht nur seinen 37. Geburtstag feiern durfte, sondern auch den Sieg in der E2-Klasse einfuhr und als drittbester Deutscher einen bärenstarken Auftritt hinlegte, sollte es auch am zweiten Fahrtag gut für ihn laufen. Denn er machte dort weiter, wo er am Vortag aufgehört hatte: Schnellster in der E2-Klasse, und im Championat ging es sogar auf Platz fünf hinauf. „Ich bin wirklich zufrieden mit meiner Leistung. Klar sind die zwei Jungs noch einmal eine ganz andere Klasse, dennoch konnte ich erneut zeigen, was noch in mir steckt. Im Großen und Ganzen war es ein rundum perfektes Wochenende. Wenn man nun auch noch die schnellen Niederländer rausrechnet, wäre es sogar ein Podium im Championat geworden, und das wäre schon ein Statement. Mal schauen, was in Dahlen geht. Dieses Jahr ist vermutlich auch mein letztes Jahr, denn wer es vielleicht schon gesehen hat: Ich bin dieses Jahr mit einem eigenen Team unterwegs, 48 Compound! Noch ist alles ganz frisch und neu, doch mir war seit langem klar, dass ich nach meiner Karriere weiterhin im Sport bleiben möchte. So entstand die Idee eines eigenen Teams, was nun wirklich wahr geworden ist. Dieses Jahr nutzen wir als Probe, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie alles abläuft. Aber ich freue mich auf die neuen Herausforderungen, und ihr könnt wie ich gespannt sein, wie sich das alles noch entwickelt.“
Nachwuchs und Routiniers beeindrucken
Entwickeln tut sich auch der Gewinner des B-Championats, Luca Reinhold. Auch am zweiten Renntag zeigte Luca, dass er keine Eintagsfliege ist, und sicherte sich mit seiner sehr spektakulären Fahrweise gekonnt den zweiten Sieg im zweiten Rennen. Wir können gespannt sein, ob sich diese Serie auch in Dahlen fortsetzen lässt.
Sirko Bühmann’s Kampfgeist in der Senioren-Klasse
Jemand, der am Samstag etwas angefressen war und mit einem dritten Platz gar nicht zufrieden war, ist der Senior Sirko Bühmann. Sirko, der auf einer italienischen Fantic-Maschine unterwegs ist, kämpfte nicht nur gegen seine harte Konkurrenz und die anspruchsvollen Tests, sondern auch mit langsameren Fahrern in der Sonderprüfung, was am Samstag den entscheidenden Moment in der hart umkämpften Senioren-Klasse herbeiführte. „Durch einen langsameren Fahrer, der leider die Hauptspur versperrte, musste ich kurzerhand ein Ausweichmanöver starten, was dummerweise komplett in die Hose ging. So verlor ich etliche Sekunden damit, mein Bike aus der Auffahrt zu bergen, was schlussendlich den Sieg gekostet hat. Dumm gelaufen, aber das ist Racing. Dafür verlief der heutige Fahrtag für mich perfekt. Ich bin ein alter Sandhase und fühlte mich den ganzen Tag ziemlich wohl in den Tests, was meine Zeiten dann auch widerspiegeln. Auch wenn ich am Sonntagmorgen noch mit etwas Frust im Bauch in den Tag gestartet bin, konnte ich den relativ schnell abwerfen und mein Rennen fahren. Auch wenn es mir Dirk nicht leicht machen wollte, konnte ich mir am Ende des Tages den Sieg sichern. Zwei anstrengende Tage liegen nun hinter mir, und mein Körper schreit nach etwas Erholung. Man kann gespannt sein, wie sich der Kampf in der Senioren-Klasse noch entwickelt, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass Dirk in Dahlen erneut ganz oben stehen will, doch da habe ich ja auch noch ein Wörtchen mitzureden.“
Lucy Glöckner auf dem Vormarsch
Auch wenn die Anzahl der angetretenen Damen mit lediglich drei Starterinnen sehr überschaubar war, ziehen wir hier unseren Hut vor allen drei Mädels. Was für die Männer schon hart ist, ist für die Frauen umso anstrengender. Gefühlt waren am Ende des zweiten Fahrtages die Spurrillen fast so groß wie die Fahrerinnen selbst. Am besten meisterte diese Hürde Lucy Glöckner, die an beiden Tagen unangefochten als Siegerin hervorging. Für Lucy war die Geländefahrt rund um Uelsen erst die zweite Veranstaltung auf einem Enduro-Bike überhaupt. Erst letztes Jahr gab sie ihr Debüt in Zschopau und fing an, Blut zu lecken. Für 2025 ist nun die komplette Saison geplant, doch ganz unbeschrieben ist die Karriere von Lucy nicht, denn in der Vergangenheit war sie erfolgreich im Onroad-Bereich unterwegs. Nun geht sie einen neuen Weg und freut sich auf neue Herausforderungen. „Momentan ist alles noch ganz neu für mich. Natürlich erfahre ich durch meine Kollegen schon die ein oder andere Geschichte zu der jeweiligen Veranstaltung, aber ich habe bereits in meiner anderen Laufbahn gemerkt, dass es meist heißer gekocht wird, als es schlussendlich ist. Ich freue mich, dass ich mit zwei Siegen perfekt in die neue Saison gestartet bin, und auch die Mädels sind sehr nett. Wir haben gemeinsam Spaß am Endurofahren. Nun heißt es, weiterhin trainieren und sich bestmöglich auf Dahlen vorbereiten. Besonders cool ist die Tatsache, dass ich zu allen Veranstaltungen unvoreingenommen anreisen kann und mir selbst ein Bild machen kann. Somit erlebe ich gerade sehr viele schöne Momente und prägende Erinnerungen. Ich freue mich auf das neue Kapitel in meiner Karriere und bin gespannt, was mich noch alles erwartet.“
Nun blicken wir gespannt auf den zweiten Lauf in Dahlen, der am 22. und 23. März ausgetragen wird.
Alle ausführlichen Ergebnisse sind hier zu finden.