Race-Report - DEM-Finale Kempenich 2024
Finale, Jubel und emotionale Momente!
27.10.2024
1996 wurde zuletzt ein Finallauf zur Int. Deutschen Enduro Meisterschaft in Kempenich ausgetragen. Nach 28 Jahren war es nun wieder soweit. Die Strecke bot nur wenig Herausforderung, dafür haben die Organisatoren des MSC Kempenich e.V. im ADAC bei ihren beiden Sonderprüfungen alles gegeben. Der erste Test in der Lavasand-Grube erwies sich als technisch anspruchsvoll und mit über zehn Minuten Fahrzeit für die Top-Fahrer, auch als verhältnismäßig lang. Sonderprüfung zwei, mit unzähligen Ackerschleifen, aber auch schnellen Geraden, hatte ebenfalls eine Fahrzeit um die sieben Minuten, so dass am Ende eine recht stolze Gesamtprüfungszeit heraussprang. Für zusätzlichen Anspruch sorgte einsetzender Regen, der die Strecke teils in eine einzige rutschige Schlammpiste verwandelte.
Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (A-Championat)
Jeremy Sydow hat auch den neunten Saisonlauf gewonnen und damit sein persönliches Ziel, eine perfekte Saison zu fahren, erreicht. Allerdings fiel diesmal sein Vorsprung so gering aus, wie schon lange nicht mehr. Nach sagenhaften 1:21 Stunden Gesamtprüfungszeit lag der Tagessieger am Ende lediglich mit 13 Sekunden knapp vorn. Das lag zum einem am starken Auftritt des Zweitplatzierten Luca Fischeder, zum anderen aber an einem heftigen Überschlag, der mit einer schmerzhaften Kopflandung endete. „Im vorletzten Test, als Regen aufkam und die Strecke extrem rutschig wurde, habe ich in einer Kurve zu viel Gas gegeben, so dass mir beim Beschleunigen das Hinterrad weggegangen ist“, berichtet der Sherco-Fahrer trocken über seinen brutalen Highsider. „Der Einschlag war nicht so heftig wie letztes Jahr in Uelsen, hat aber dennoch gereicht. Das die Saison so endet, hätte nicht sein müssen“, betont der 24-Jährige, der sich nur noch durch den letzten Test quälte, um seine Führung knapp zu behaupten.
Definitiv als Mutmacher für die kommende Saison stufte Luca Fischeder seinen Auftritt in Kempenich ein. „Heute lief es deutlich besser, als noch in Zschopau“, freut sich Luca Fischeder, der zugibt, auch mit ein wenig Wut im Bauch unterwegs gewesen zu sein. „Ich bin gut reingekommen, konnte gut Druck machen und bin, bis auf einen Sturz, auch diesmal sitzengeblieben“, lächelt er zufrieden. „Ich hatte heute absolutes Vertrauen in mein Bike. Und als dann noch der Regen kam, hat es einfach nur Bock gemacht“, so der Sherco-Fahrer, für den das DEM-Finale ein versöhnlicher Abschluss einer schwierigen Saison war.
Platz drei sicherte sich Davide von Zitzewitz, der damit einmal mehr eine Saison überaus erfolgreich beendet. „Ich habe nach dem ersten Test nicht erwartet, am Ende wieder unter die Top Drei fahren zu können, denn Chris hat mir gleich ordentlich ein paar Sekunden mitgegeben. Doch ich konnte mich wieder etwas heran kämpfen“, berichtet der KTM-Fahrer, der im weiteren Tagesverlauf merkte, da geht noch was. Und tatsächlich, am Ende stand er wieder auf dem Podium. „Ich bin mega happy mit diesem Ergebnis. Platz drei hinter den beiden WM-Fahrern, besser hätte es für mich nicht laufen können. Das war das Optimum“, frohlockt Davide von Zitzewitz, der sich in der Endabrechnung mit dem Vize-Titel schmücken konnte!
Chris Gundermann beendete den Tag, vor Edward Hübner (KTM) und Matyas Chlum (Sherco) an vierter Stelle. Nach seinem kapitalen Sturz bei „Rund um Zschopau“ ein versöhnliches Ende, da er das Jahr als Gesamtdritter in der prestigeträchtigen Championatswertung beendet. „Vor dem Auftakt habe ich gesagt, es wäre ein Traum unter die Top Drei zu fahren. Wenn mir das gelingen würde, ist es für mich eine gute Saison. Das habe ich nun geschafft, von daher bin ich sehr zufrieden“, stellt der KTM-Fahrer mit einem Lächeln fest, der sich letztendlich im Gesamtklassement gegen Routinier Edward Hübner sowie gegen den schwedische Yamaha-Fahrer Franz Löfquist durchsetzen konnte.
DEM - Klasse E1
Wenn Jeremy Sydow im Championat die perfekte Saison gelang, dann ist es nur logisch, dass er ebenso souverän die Klassen-Wertung dominierte. Hinter dem Sherco-Ausnahmekönner, der seinen E1-Titel bereits in Zschopau erfolgreich verteidigte, belegte Maximilian Wills Rang zwei. Der war mit seiner Leistung sichtlich happy. „Ich habe mich von Beginn an auf dem Motorrad richtig wohl gefühlt und konnte auf dem Cross-Test sogar Top-Fünf-Zeiten im Championat fahren. Das hat mir gezeigt, wenn ich einmal alles umgesetzt bekomme, wie weit es nach vorne gehen kann“, zeigt sich der Husqvarna hochzufrieden, dem lediglich im einsetzenden Regen ein blöder Fehler unterlief, der ihm gut eine halbe Minute kostete. „Ärgerlich, aber es hat dennoch gereicht, um Yanik zumindest einmal in diesem Jahr zu schlagen. Das war noch so ein insgeheimes Ziel von mir gewesen“, lacht der Tageszweite.
Yanik Spachmüller, eher ein ruhiger Zeitgenosse schäumt hingegen vor Wut. „Ich glaube es war das letzte Mal, dass ich einen Fahrer in der Sonderprüfung helfe!“ Was war passiert? Im anspruchsvollen Enduro-Test kam der GasGas-Fahrer an eine Stelle, an der vor ihm Franz Löfquist mitten in der Fahrspur unter seinem Motorrad begraben lag. „Es sah schlimm aus. Ich habe gerufen, aber er reagierte und bewegte sich nicht. Es hat auch kein Streckenposten gemerkt, also habe ich mein Motorrad abgestellt und bin zu ihm hin, um zu helfen. Zum Glück war er dann ansprechbar“, so Yanik Spachmüller, der durch seine Hilfeleistung viel Zeit einbüßte und dafür mit einer, in seinen Augen nur unzureichend errechneten Zeitgutschrift honoriert wurde. Damit stand für ihn letztendlich der dritte Platz zu Buche, was jedoch keine Auswirkung mehr auf den Meisterschaftsendstand hatte. Denn hier belegte der 27-Jährige den zweiten Platz, während Maximilian Wills Dritter wurde. Dahinter belegte der E1B-Vorjahresgesamtsieger Fritz Hunger (Beta) in seinem ersten DEM-Jahr Platz vier. Rang fünf sicherte sich Rieju-Fahrer Kurt Reichel.
DEM - Klasse E2
In Zschopau sicherte sich Davide von Zitzewitz bereits die E2-Krone, in Kempenich unterstrich der KTM-Fahrer mit einem weiteren Tagessieg, dass dieser Titel am Ende hochverdient war. Das erkannte auch sein Dauerrivale Chris Gundermann an, der zwischenzeitlich auch einmal die Tabellenführung inne hatte. Doch sein Crash in Zschopau mit anschließender Reparatur und Strafminuten rissen ihn aus allen Titelträumen. „Rückblickend sehr schade, aber so ist der Motorsport“, zeigt sich der 31-Jährige gewohnt sportlich fair. „Natürlich wäre es schön gewesen, den Titel zu holen. Aber auch mit der Vize-Meisterschaft kann ich gut leben, denn so weit vorn war ich bisher noch nie.“
Tagesdritter wurde Edward Hübner, der tags zuvor noch an einem lokalen Rennen in seiner Heimat teilnahm und erst in der Nacht in Kempenich eintraf. „Von ein bis drei Uhr nachts habe ich mir, mit der Stirn- und Taschenlampe bewaffnet, die Tests angeschaut, nur um einen groben Überblick zu bekommen. Dann kurz ins Bett und morgens 6 Uhr schon wieder raus. Schnell Motorrad vorbereitet und abgegeben. Und dann ging es ja auch schon los. Gemessen an der geringen Vorbereitung, war das Ergebnis überraschend gut“, staunt der KTM-Fahrer, der auch mit dem sehr reduzierten Aufwand wieder um Top-Platzierungen kämpfen konnte. Das es am Ende nur zum undankbaren vierten Platz in der Meisterschaft, wie auch im Championat reichte, lag vor allem an der ersten Saisonhälfte. „Da habe ich durch meine Schlüsselbein-Verletzung einfach zu viel zurückstecken müssen. In der zweiten Saisonhälfte lief es dagegen richtig gut“, so der 36-Jährige, der signalisiert, nächstes Jahr noch einmal dabei zu sein.
Dritter in der Meisterschaft wurde Franz Löfquist, der zweifellos sein Jahres-Highlight mit dem Doppelsieg beim Sprint-Enduro in Großlöbichau hatte. In Kempenich lief es weniger rund, inklusive dem bereits erwähnten Sturz in einer steinigen Bergab-Sektion. Am Ende jedenfalls war alles vergessen und der Yamaha-Fahrer nahm freudestrahlend seinen hart erkämpften Pokal bei der Jahressiegerehrung entgegen.
Fünfter in der Meisterschaft wurde der letztjährige Vizemeister Karl Weigelt, der in Kempenich nicht an seine starke Leistung von Zschopau anknüpfen konnte. Dennoch kämpfte er sich im letzten Test noch auf Tagesrang fünf nach vorn, was dazu führte, dass er in der Tabelle noch um einen Punkt an Emil Löfquist (Yamaha) vorbeizog und so auch dort Fünfter wurde. „Ich habe in der Meisterschaft das rausgeholt, was für mich geht. Platz fünf hinter Eddi, alles andere wird dann schwierig. Von daher, passt das schon“, freut sich der KTM-Fahrer.
DEM - Klasse E3
Luca Fischeder bleibt weiter am Drücker. Fünfter Sieg in Folge, was ihn im Endklassement noch bis auf Rang fünf nach vorn spülte. Die Schlagzeilen des Tages gehörten hingegen einem anderen Sherco-Fahrer. Matyas Chlum holte sich gleich in seiner DEM-Debütsaison den E3-Titel. Ein Riesenerfolg für den erst 20-jährigen Tschechen, der im Ziel von seinem Team überschwänglich und mit einer großen Sektdusche empfangen wurde. „Ich bin überglücklich, dass ich es geschafft habe. Es war kein einfaches Rennen für mich. Ich fühlte mich noch ein wenig Müde von den Six Days. Erst am Montag war ich wieder zu Hause und am Freitag schon wieder hier“, strahlt der Sherco-Fahrer, der im Tagesranking Rang zwei belegte.
Robert Riedel wird Tagesdritter und macht damit seinen Vize-Titel perfekt, worüber er sich mächtig freut. „Ich bin sehr zufrieden mit der Saison und auch stolz darauf, nach meiner schweren Fußverletzung wieder so mitmischen zu können. Das Fahrerfeld war ja doch stark, auch wenn manche Top-Fahrer in unserer Klasse nicht die komplette Saison gefahren sind“, räumt der GasGas-Fahrer ein, der vor allem aus den letzten Tests, als der Regen einsetzte, viel Zuversicht für die kommende Saison mitnimmt. „Als es schlammig und durchweg überall rutschig wurde, konnte ich mich super darauf einstellen. Da habe ich doch mal die Bremse losgelassen, um richtig schön in die Kurven rein zu rollen“, lacht der GasGas-Fahrer, der kommende Woche unters Messer geht, um sich das Metall aus seinem Fuß entfernen zu lassen. „Läuft alles gut, bin ich zum Saison-Start wieder fit!“
Für den letztjährigen Junioren-Meister Robert Friedrich reichte es in seinem ersten E3-Jahr zu Gesamtrang drei. Hinter dem Tschechen schloss dessen Landsmann Jaroslav Kalny (Sherco) die Saison als Vierter ab.
DEM - Junioren 1
Glücklicherweise sicherte sich Leon Thoms seinen Titel bereits in Zschopau, denn der frischgebackene Champ schied im vorletzten Test mit defekter Kette aus. Was er aber entspannt und mit einem breiten Grinsen zur Kenntnis nahm. „Zum Glück ging es bei mir heute um nichts mehr“, so der trockene Kommentar des KTM-Fahrers, der somit schon ein paar Minuten eher zum Duschen gehen konnte, um am Abend den Siegerpokal für den Jahresbesten in Empfang zu nehmen.
Um den Tagessieg in der Vulkaneifel stritten sich ohnehin zwei andere Fahrer. Vor dem letzten Test lag Pascal Sadecki noch knapp in Front. Doch im aufziehenden, teils dichten Nebel leistete sich der Fantic-Fahrer zu viele kleine Fehler, so dass ihn Fynn Hannemann doch noch abfangen konnte. Der Beta-Youngster kam daher aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus: „In den ersten Test bin ich gut reingekommen, während ich mich auf dem Acker in Sonderprüfung zwei etwas schwer getan habe. In der vierten Runde hatte ich Probleme mit meiner Zündkerze, weshalb ich etwas an Zeit verlor. Im letzten Test habe ich alles auf eine Karte gesetzt und konnte, trotz Sturz, meine neun Sekunden Rückstand auf Pascal in dreizehn Sekunden Vorsprung umwandeln!“ Damit schloss er sein erstes DEM-Jahr als Vizemeister bei den Junioren 1 ab.
Pascal Sadecki, der letztlich im Kampf um den Tagessieg knapp das Nachsehen hatte, wurde Dritter in der Meisterschaft. „Ein versöhnliches Ende, eines verrückten Jahres mit viel Höhen und Tiefen“, atmet der 20-Jährige durch, den in der ersten Saisonhälfte immer wieder kleinere und auch größere Verletzungen ausbremsten, während ihn in Streitberg auch einmal die Technik im Stich ließ. „Aber vor allem der Sieg in Zschopau und das Saisonfinale bleiben positiv in Erinnerung“, so Pascal Sadecki, der im Endklassement Husqvarna-Fahrer Leonard Koch (Tagesdritter in Kempenich) sowie Jeremy Nimmrich auf die Plätze vier und fünf verwies.
DEM – Junioren 2
Arvid Meyer behielt die Nerven und rang den, zu Jahresbeginn deutlich stärkeren Felix Melnikoff doch noch nieder. „Zu Saisonbeginn hatte ich das definitiv nicht erwartet, da lief es bei mir noch nicht ganz so rund. Dafür gelang in der zweiten Saisonhälfte fast alles. Auch hier in Kempenich habe ich mich richtig gut gefühlt und bin mit dem Terrain bestens klar gekommen. Ich freue mich total über den Titelgewinn“, jubelt der Husqvarna-Fahrer.
Felix Melnikoff hingegen war die Enttäuschung über den verpassten Titel in der, in dieser Saison neu geschaffenen, Junioren-Klasse 2 deutlich anzusehen. Flossen vor zwei Jahren in Kempenich über den damals errungenen B-Championats-Titel noch die Freudentränen, waren es diesmal bei dem KTM-Fahrer bittere Trauertränen. Hinter den beiden Duellanten sicherte sich Niclas Leon Kallmeyer (KTM) in der Tages- wie auch in der Jahresendwertung Rang drei.
DEM – Mannschaftswertung
Der ADAC Sachsen (mit Jeremy Sydow, Luca Fischeder und Edward Hübner) holen zwar den Tagessieg, doch der Titel geht an die Mannschaft des ADAC Niedersachsen/ Sachsen-Anhalt mit Davide von Zitzewitz, Franz Löfquist und Robert Friedrich sowie den, übers Jahr eingesetzten, aber in Kempenich nicht am Start gewesenen Jaroslav Kalny. Die Titelverteidiger aus Sachsen müssen sich mit dem Vize-Titel begnügen, während sich das ADAC-Pfalz-Trio mit Fynn Hannemann, Chris Gundermann und Nico Rambow über Platz drei in der Tages- wie auch Gesamtwertung freuen konnte.
DMSB Enduro Meisterschaft (B-Championat)
Paul-Erik Huster zeigte beim Finale nochmals, mit einem Tagessieg vor Marco Pfeifer (beide KTM), was in ihm steckt. Wäre da nicht der technische Ausfall am zweiten Tag in Burg gewesen, hätte es noch ein ganz spannender Kampf mit Nic Matthias um den B-Championats-Titel werden können. Doch so musste der 19-jährige Tabellenführer nur ins Ziel kommen, um nach der E1B-Krone, auch diese Meisterschaft mit nach Hause nehmen zu können. Und das tat er souverän mit seinem dritten Platz, über den er sich fast mehr zu freuen schien, wie über manchen Tagessieg in der abgelaufenen Saison. „Ich bin super happy. Es war ein Jahr mit manchen Tiefen, aber zum Glück deutlich mehr Höhen. Wie auch hier in Kempenich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier so gut klar komme. Wenn es schlammig wird, bin ich eigentlich nicht so stark. Von daher bin ich wirklich überrascht und super zufrieden mit dem Tag“, strahlt der KTM-Fahrer über das ganze Gesicht. Für Paul-Erik Huster reichte es letztendlich noch zum Vize-Titel, während der, vor dem Finale noch auf Rang zwei geführte Luis Winkler (KTM) noch auf Platz fünf abrutschte, was ihm aber nur bedingt die Laune vermieste, wie auf dem unten zu sehenden Bild, eingerahmt von Nic Matthias (links) und Paul-Erik Huster (rechts), zu sehen ist.
Somit gelang Eric Wirth (Beta) als Dritter noch der Sprung auf das Championatspodium, während Kenny Riedel (KTM) mit dem undankbaren vierten Platz Vorlieb nehmen musste.
Die Siegerplate für den Jahresbesten durften zudem Julian Almstädt (E2B – GasGas), Florian Brauns (Jugend – KTM), Sirko Bühnemann (Senioren – Fantic), Stefan Müller (Super-Senioren – KTM) sowie Samantha Buhmann (Damen – Beta) in Empfang nehmen.