Race-Report - DEM Neiden 2023
Jeremy Sydow lässt der Konkurrenz keine Chance!
29.-30.04.2023
Die Saisonläufe drei und vier der Int. Deutschen Enduro Meisterschaft und des DMSB Enduro Cup wurden in Neiden bei Torgau ausgetragen – eine Premiere! Erstmals fungierte der MSC Pflückuff e.V. im ADAC als Gastgeber für die DEM. Der überaus engagierte Verein, der auf Hilfe einiger weiterer regionaler Motorsportclubs bauen konnte, machte seine Sache überaus gut! Auf dem vereinseigenen, weitläufigen, wie auch vielseitigen Trainingsgelände „Am Österreicher“ war ein langer, abwechslungsreicher Enduro-Test abgesteckt. Zudem gab es, verbunden über eine kurze Etappe, auf der Motocross-Strecke im Nachbarort Elsing eine weitere kurze, aber knackige Sonderprüfung. Abgerundet wurde das Ganze von einem großzügigen, nahezu vollständig überdachtem Fahrerlager mit kurzen Wegen, in dem sich alle Gäste sichtlich wohl fühlten.
Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (A-Championat)
Der Saisonverlauf verlief bisher äußerst spannend. In Tucheim und auch in Dahlen lieferten sich Jeremy Sydow und Luca Fischeder im Duell um den Tagessieg einen Schlagabtausch mit offenem Visier. Sekunden entschieden über Sieg und Niederlage. Umso überraschender, dass sich nun das 1. ADAC-Sprint-Enduro Neiden zu einer recht klaren Angelegenheit zu Gunsten von Jeremy Sydow entwickelte. Der 22-Jährige war einfach eine Klasse für sich und dominierte schon den ersten Tag mit elf, der möglichen zwölf Prüfungsbestzeiten.
„Es lief wirklich perfekt. Einzig im zweiten Test der vierten Runde bin ich weggerutscht und habe dadurch ein paar Sekunden liegen gelassen.“, so der Sherco-Fahrer, der damit Teamkollege Luca Fischeder auf Rang zwei verwies. „Es war nicht mein Tag“, gesteht der amtierende Champion, der zu Beginn mit extrem harten Armen zu kämpfen hatte. „So schlimm habe ich es seit langer Zeit nicht erlebt. Die ersten Runden waren schon eine Qual“, zeigt sich der Sherco-Fahrer enttäuscht, der aber im weiteren Tagesverlauf immer besser in seinen Rhythmus fand.
Hinter dem Sherco-Duo entbrannte ein heißer Kampf um den dritten Tagesrang. Nach der ersten Runde hatte den Davide von Zitzewitz (KTM) inne, nach der zweiten Franz Lofquist (Yamaha). Der Schwede hielt diese Position auch nach der dritten, bis er in der vierten einen Baum unsanft mit der linken Schulter touchierte und daraufhin etwas abreißen lassen musste. Somit lag Chris Gundermann an dritter Stelle, bevor Benjamin Meusel diese Position in der fünften Runde übernahm. „Das war eine komplett unerwartete Situation“, berichtet der KTM-Fahrer im Ziel. „Vor dem letzten Test hatte ich achtzehn Sekunden Vorsprung. Das war rein vom Kopf her, wahnsinnig schwer zu managen. Attackieren musste ich nicht zwingend, aber zu locker wollte ich es auch nicht angehen. Eine echte Gratwanderung. Von daher bin ich extrem happy, dass es am Ende mit dem dritten Platz geklappt hat“, so der 34-Jährige, für den es das erste Championatspodium in seiner Karriere überhaupt bedeutet! Platz vier ging letztlich an Chris Gundermann, gefolgt von Franz Lofquist und GasGas-Fahrer Robert Riedel, jeweils in Zwei-Sekunden-Abständen.
Am zweiten Tag war dann zunächst Luca Fischeder am Zug! Angestachelt von der ungewohnt deutlichen Niederlage vom Vortag, legte er in den ersten beiden Tests die Bestzeit vor. Beflügelt von diesem Erfolgserlebnis wollte er mehr, doch das ging schief. „Keine Ahnung, wahrscheinlich zu übermotiviert, zu ungestüm“, ärgert sich der 24-Jährige und berichtet, „ich bin in einer schnellen Sandkurve heftig gestürzt, habe mir die Rippen angeschlagen und den Lenker verbogen. Zudem lag das Motorrad entgegengesetzt zur Fahrtrichtung. Zwar bin ich verhältnismäßig schnell wieder los gekommen, doch das gute Gefühl der ersten Runde war komplett verloren gegangen. Danach ging nicht mehr viel.“
Tatsächlich übernahm dann Jeremy Sydow recht schnell erneut die Führung und baute diese bis zum Ende kontinuierlich aus. „Es lief wirklich perfekt“, freut sich der erneute Tagessieger, der allerdings mit einem Augenzwinkern anmerkte, „bis auf die erste Runde.“ Dort tat er sich ein wenig schwer, hatte zwei, drei kleinere Rutscher. „Nach den ersten beiden Tests war ich schon ein wenig wütend auf mich, da ich es besser kann.“
Hinter dem Sherco-Duo entbrannte erneut ein heißer Kampf um den dritten Platz. Die Protagonisten: Vortagesdritter Benjamin Meusel, Edward Hübner, Florian Görner und Robert Riedel – immer getrennt von nur wenigen Sekunden. Der Letztgenannte erwischte allerdings keinen optimalen Start in den Tag. „In Runde eins bin ich in beiden Tests gestürzt. Ab der zweiten lief es dann deutlich besser, da konnte ich Zeit gutmachen“, so Robert Riedel, der sich am Ende bis auf Rang drei vorschieben konnte. „Ich war schon einige Male nah dran am Championatspodium. Das es nun einmal geklappt hat, ist natürlich großartig“, strahlt der GasGas-Fahrer über das ganze Gesicht.
Edward Hübner war hingegen die Enttäuschung anzumerken. Zwischenzeitlich auf Rang drei, verlor er diesen durch einen Sturz, bei dem er das Motorrad nicht gleich wieder zum Laufen brachte. Damit musste sich der KTM-Fahrer, noch hinter seinen beiden Markenkollegen Benjamin Meusel auf Rang vier und Florian Görner auf Position fünf, an sechster Stelle einreihen.
DEM - Klasse E1
Jeremy Sydow dominiert aktuell auch hier das Geschehen nahezu nach Belieben. Ein Blick auf die Ergebnislisten erscheint angesichts seines gewaltigen Vorsprungs schon fast unreal. Jeweils über vier Minuten, bei einer Prüfungszeit von einer Stunde und zehn Minuten, lag der erste Verfolger zurück. Und das war an beiden Tagen Edward Hübner, der von einem soliden, aber auch keinem herausragenden Wochenende sprach. „Der erste Tag war für mich komplett unspektakulär. Zwei kleine Stürze, viel mehr gibt es nicht zu sagen. Ich hätte mir breiter gesteckte Tests gewünscht, so gab es letztlich ja doch nur eine richtige Spur. Der zweite Tag, als die Prüfungen anders herum gefahren wurden fand ich erstaunlicherweise viel angenehmer, da kam ich gut in meinen Fahrfluss“, resümiert der KTM-Fahrer, was sich auch bei seinen Zeiten niederschlug. „Nur schade, dass nach einem Sturz das Motorrad nicht wieder ansprang. Ich dachte schon, ich müsste es jetzt rausschieben“, ärgert sich Eddi, der dabei etwa eine halbe Minute verlor, aber dennoch seinen zweiten Platz absicherte.
Am Samstag komplettierte Yanik Spachmüller das Podium, der nur trocken meinte: „Dritter ist doch besser als Vierter. Aber Spaß beiseite, es war ein durchwachsener Tag mit Stürzen und harten Armen. Von daher bin ich ganz zufrieden, dass es noch für das Podium gereicht hat“, so der GasGas-Fahrer, der Andreas Beier (Beta) und Maximilian Wills (Husqvarna) auf die Plätze vier und fünf verwies.
Sonntags stand, neben Tagessieger Jeremy Sydow und dem Zeitplatzierten Edward Hübner, Andreas Beier als Dritter auf dem Podium. Der Beta-Fahrer stellte sich nach dem ersten Tag selbst noch ein miserables Zeugnis aus, „das war schlecht, einfach nur richtig schlecht“, zeigt er sich nun aber leicht versöhnlich. „Auf das Podium zu fahren, war mein Minimalziel, das habe ich nun geschafft. Von daher freut es mich schon, auch natürlich für mein Team, die alles unternehmen, um mich zu unterstützen. Aber seit wir auf Hartboden unterwegs sind, tue ich mich extrem schwer“, analysiert der Routinier seinen Leistungsabfall seit dem starken Saisoneinstand in Tucheim. Für Yanik Spachmüller blieb diesmal nur Rang vier, Maximilian Wills wurde erneut Fünfter.
DEM - Klasse E2
Doppelsieg für Benjamin Meusel – wer hätte das gedacht? „Ich auch nicht“, zeigt sich der KTM-Fahrer selbst wohl am meisten überrascht, der damit in der DEM überhaupt zum ersten Mal ganz oben auf dem Podium stand. „Und das, obwohl es hier gar nicht so meine Bedingungen sind. Aber ich bin super klargekommen“, wundert sich Benni, der sich trotz Ausfall in Tucheim, bereits auf Rang drei in der Meisterschaft nach vorn gekämpft hat. „Rückblickend ist der technische Ausfall zum Saison-Auftakt nun doppelt bitter. Aber die Saison ist noch lang und ich werde bei allen Rennen dabei sein“, so seine Ansage an die Konkurrenz.
Rang zwei am Samstag ging an Chris Gundermann, der sich recht zufrieden mit diesem Ergebnis zeigte. „Teilweise ging es an der Spitze recht eng zu. Es war ein schöner Fight mit Benni. Die Bedingungen waren top und das Sprint-Enduro-Format gefällt mir wirklich richtig gut“, so das Statement des KTM-Fahrers, der den Schwede Franz Lofquist auf Rang drei verwies.
Für den Yamaha-Fahrer aus dem hohen Norden war es das erste Sprint-Enduro überhaupt. „So etwas kennen wir in Schweden gar nicht. Ein wirklich interessantes Format. Es hat mir wirklich viel Freude gemacht und ich bin super klargekommen. Nach der dritten Runde lag ich an erster Stelle, schade dass ich in der nächsten mit einem Baum kollidiert bin“, berichtet Franz, der seine blutunterlaufene Schulter zeigte.
Davide von Zitzewitz belegte Rang vier, den er mit einer Portion Galgenhumor wie folgt kommentiert: „Schwach angefangen und schwach aufgehört. Und dazwischen war es auch nicht viel besser.“ Hinter dem KTM-Fahrer platzierte sich Paul Roßbach (GasGas) an fünfter Position, Karl Weigelt (KTM) wurde knapp dahinter Sechster.
Der zweite Tag begann turbulent. Mitfavorit Chris Gundermann sprang im zweiten Test der Hinterradreifen von der Felge. Er fuhr aus der Prüfung zum Service-Punkt, behob dort den Schaden, fuhr wieder an gleicher Stelle in die Prüfung und diese regelkonform zu Ende. Wie es sich aber herausstellte, wurde bei der Reparatur, in der Eile des Gefechts, auch gleich noch Sprit nachgefüllt, was laut Reglement verboten ist und so zwangsläufig zum Wertungsausschluss führte.
Wie bereits erwähnt, stand Benjamin Meusel auch am zweiten Tag ganz oben auf dem Podium. Franz Lofquist zeigte sich trotz dicker Schulter gut erholt und angriffslustig, was mit einem zweiten Platz belohnt wurde, den er wie folgt kommentierte. „Der Tag begann hart, ich bin in beiden Tests gestürzt. Doch danach fand ich meinen Rhythmus und es wurde immer besser und besser. Ich bin sehr glücklich über Rang zwei!“
Davide von Zitzewitz stand als Dritter auf dem Podium, war mit sich aber überhaupt nicht zufrieden. „Das Wochenende war nix. Ich bin froh, dass jetzt erst einmal Ruhe ist. Die Sommerpause ist jetzt meine Winterpause, ich habe extrem viel zu trainieren und aufzuholen“, so der KTM-Fahrer, der dennoch die Tabellenführung behauptet. Platz vier im Tagesranking beschert Paul Roßbach den momentanen zweiten Platz in der E2, den der GasGas-Fahrer auch seiner durchweg guten Konstanz in allen bisherigen Läufen zu verdanken hat.
DEM - Klasse E3
Zwei Tage, zwei identische Siegerlisten. Beide Male siegte Luca Fischeder (Sherco) souverän vor Robert Riedel (GasGas) und Florian Görner (KTM). Auch die Ränge vier bis sechs, besetzt von Tristan Hanak (KTM), Noah Wenz (Husqvarna) und Jörg Haustein (Beta), glichen beiden Tagen einem Spiegelbild.
In der Tabelle baute Luca Fischeder seinen Vorsprung weiter aus, während Robert Riedel nun alleine an zweiter Stelle steht. Die dritte Position hat Florian Görner inne, der kein leichtes Wochenende erlebte. „Der Samstag war echt schwierig. Ich hatte zu Beginn mit harten Armen zu kämpfen und bin einfach nicht so recht in Fluss gekommen. Der Sonntag lief dann deutlich besser. Ich hatte richtig Spaß auf der zerfahrenen Strecke. Allerdings konnte ich nicht ganz so agieren, wie ich es gern gehabt hätte, da ich mir gleich zu Beginn mein Bein schmerzhaft an einem Baum angeschlagen habe“, resümiert der KTM-Fahrer.
DEM – Junioren
Hoch her ging es auch in der Junioren-Klasse, in der am Wochenende gleich fünf verschiedene Fahrer auf dem Podium standen. Am ersten Tag siegte Robert Friedrich aus der Tschechischen Republik vor KTM-Fahrer Leon Thoms. Rang drei ging an den Österreicher Marcel Schnölzer, der damit für ein absolut internationales Podium sorgte. Tagessieger Robert Friedrich auf GasGas meinte zu seinem Erfolg: „Ich bin gut in den Tag gekommen, doch gegen Ende haben die Kräfte etwas nachgelassen. Es war ein harter Kampf mit Leon und ich bin froh, dass ich diesen für mich entscheiden konnte.“
Am Sonntag stand dann Pascal Sadecki ganz oben auf dem Treppchen, nachdem er das Podium am Vortag als Vierter und mit nur 0,46 Sekunden denkbar knapp verpasst hatte. „Ich bin total glücklich“, strahlt der Fantic-Fahrer angesichts seines ersten Tagessieges in der Junioren-Klasse. „In Dahlen war ich schon einmal recht nah dran und gestern in Neiden allerdings wieder ein ganzes Stück weg. Da lief einfach nichts zusammen, erst gegen Ende wurde es besser. Dafür funktionierte heute alles absolut problemlos. Ich konnte durch die Bank weg gute Zeiten fahren, was mich selbst ein wenig erstaunte“, so Pascal abschließend.
Marcel Schnölzer steigerte sich ebenfalls zum Vortag und belegte Rang zwei. „Zweimal Podium an einem Wochenende, das ist schon eine feine Sache“, freut sich der KTM-Fahrer, der zum ersten Mal an einem Sprint-Enduro teilnahm. „Ich hatte richtig Spaß, das Format hat mir wirklich super gut gefallen.“ Zudem kündigte der Österreicher an, dieses Jahr noch öfters an der DEM teilnehmen zu wollen.
Platz drei ging an Lane Heims (KTM), der am Vortag noch mit sich und seinem Fahrwerk haderte. Diesmal lief es hingegen deutlich besser und er meinte mit einem Lachen zufrieden, „endlich mal wieder, einen raus gehaut zu haben.“ Leon Thoms belegte Rang vier, Robert Friedrich verteidigte als Fünfter die Tabellenspitze, wenngleich er von einem „echt schlechten Tag“ sprach.
DEM – Mannschaftswertung
Hier bleiben das Team ADAC Sachsen 1 mit Jeremy Sydow, Luca Fischeder und Edward Hübner weiter am Drücker. An beiden Tagen ließen sie der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance. Zweimal Zweiter wurde das Team ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt mit Davide von Zitzewitz, Tristan Hanak und Yanik Spachmüller. Die dritten Plätze teilten sich die Teams ADAC Pfalz (erster Tag, mit dem Trio Paul Roßbach, Chris Gundermann und Benjamin Meusel) und das Team ADAC Sachsen 2 (zweiter Tag, mit den drei Erzgebirgern Andreas Beier, Florian Görner und Pascal Sadecki).
DMSB Enduro Cup (B-Championat)
Hier setzte Fynn Hannemann seinen Siegeszug vorerst weiter fort. Am Samstag gewann er nach Tucheim und Dahlen nun schon seinen dritten Saisonlauf. „Natürlich war der Tagessieg wieder mein Ziel“, gab der Beta-Fahrer offen zu, „allerdings habe ich mich zu Beginn verhältnismäßig schwer getan. Ich bin gestürzt und wollte einfach nicht so recht in meinen Rhythmus finden. Doch mit zunehmender Renndauer wurde es dann immer besser.“ Platz zwei belegte Arvid Meyer (Husqvarna), Dritter wurde Oliver Otte (KTM). Zwischenzeitlich lag aber Clemens Voigt in Front, der in Tucheim und Dahlen jeweils Zweiter wurde. Aber anstatt erneut ein Top-Resultat einzufahren, musste der Sherco-Fahrer mit gerissener Kette, durch die er auch noch recht heftig stürzte, vorzeitig die Segel streichen.
Der zweite Tag stand dann ganz im Zeichen von Arvid Meyer, der einen Start-Ziel-Sieg hinlegte und somit erstmalig im DEC ganz oben stand. „Ich bin das gesamte Wochenende wirklich super klar gekommen. Heute lief es sogar noch besser, das hatte ich so nicht erwartet“, freut sich der Husvarna-Fahrer, der am Sprint-Enduro großen Gefallen fand. „Das Format ist klasse, es macht wirklich Spaß.“ Hinter ihm belegten die beiden Beta-Fahrer Eric Wirth und Fynn Hannemann die Plätze zwei und drei. Letzterer fuhr nahezu den gesamten Wettbewerb im zweiten Gang, nachdem er schon im ersten Test keine Gänge mehr wechseln konnte. Doch der Youngster schaffte es ins Ziel und verteidigte so seine Führung im B-Championat.