Race-Report - DEM-Finale Rüdersdorf 2022

Luca Fischeder holt den wichtigsten Titel!

29.-30.10.2022

Was für ein Finale! Dramatik, Emotionen, große Enttäuschungen, aber auch grenzenlose Freude und nicht zuletzt Endurosport auf hohem Niveau. Alles war dabei, so dass damit ganze Bände gefüllt werden könnten. Zwei Fahrtage, drei Runden mit je einem Extrem-, Cross- und Enduro-Test, dazu noch eine Etappe, welche sich immer weiter ausfuhr. Der 44. Novemberpokal war trotz bestem Wetter wahrlich kein Zuckerschlecken.
 

Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (Championat)

„Nur noch ins Ziel kommen“, so lautete die Devise für Luca Fischeder, um sich seinen ersten Championatstitel schon am ersten Tag sichern zu können. Der Sherco-Fahrer agierte gewohnt souverän, wenngleich ihm sein verletzter Fuß doch etwas zu schaffen machte. „Er hat zum Glück durchgehalten, das war mir wichtig. Allerdings ging es noch nicht ganz hundertprozentig, ich konnte nicht so attackieren, wie ich es mir gewünscht hätte“, so der Sherco-Fahrer, der hinter seinem Markenkollegen Jeremy Sydow Tageszweiter wurde und damit der Konkurrenz uneinholbar enteilte. „Das Championat zu gewinnen bedeutet mir extrem viel, mein definitiv größter Titel“, strahlt der 23-Jährige völlig durchnässt, der im Ziel von seinen Betreuern mit einer außerordentlichen Wasser- und Sektdusche empfangen wurde!

Hinter Jeremy Sydow, der sich zum großen Ziel gesetzt hatte, zumindest einen Championatstagessieg beim Finale einzufahren sowie dem frisch gebackenen Champion Luca Fischeder, landete Milan Schmüser auf Rang drei. Für 19-Jährigen das erste Podium in der Championatswertung überhaupt! „Es war ein großartiger Tag! Die Prüfungen haben mir einfach nur totalen Spaß gemacht. Die waren technisch, aber dennoch schön rund zu fahren. Das kam mir einfach total entgegen“, freut sich der Junior, der damit den Dreifacherfolg für Sherco perfekt machte. Auf Rang vier folgte Tristan Hanak, Platz fünf sicherte sich Edward Hübner.

Der Sieg am zweiten Tag ging dann an Luca Fischeder, der nun befreit von jeglichem Druck unbeschwert fahren konnte. „Heute zum Saisonabschluss war es noch einmal ein richtig guter Tag. Ich habe mich körperlich wesentlich besser gefühlt als gestern und der Fuß war gut getapt“, lacht der Championatssieger, der einfach nur happy darüber war, wie das ganze Wochenende ausgegangen ist! Der zweite Tagesrang ging an Milan Schmüser, der damit noch einmal, seine erst am Vortag aufgestellte, persönliche Bestleistung erneut toppte. Dritter wurde Edward Hübner, der diese Platzierung mit einem zufriedenen Lächeln zu Kenntnis nahm und damit auch den Vizetitel letztlich souverän sicherstellte. Dritter in der Jahresendwertung wurde GasGas-Fahrer Yanik Spachmüller, der diesen Erfolg mit einem achten Tagesrang absicherte. Erwähnenswert sei noch an dieser Stelle: Florian Görner wurde am Finaltag Vierter und auch er stellte mit diesem Resultat seine persönliche Bestmarke auf!

DEM - Klasse E1

Großer Jubel bei Tristan Hanak. Der GasGas-Fahrer hat es endlich gepackt und seinen ersten DEM-Tagessieg eingefahren, nachdem er diesen am ersten Tag in Burg noch im letzten Moment aus der Hand gegeben hatte. „Endlich hat einmal alles gepasst“, zeigt sich der 22-Jährige überglücklich! „Zuletzt bin ich immer unter meinen eigenen Erwartungen geblieben, konnte nie mein wirkliches Potenzial im Wettkampf ausschöpfen. Aber heute war alles anders. Unterlief mir einmal ein kleiner Fehler, habe ich mich nicht weiter darüber geärgert, sondern einfach weiter Druck gemacht“, berichtet Tristan Hanak, der Edward Hübner und Yanik Spachmüller auf die Plätze verwies.

Der zweite Fahrtag stand ganz im Zeichen von Edward Hübner, der sich gegenüber zum Vortag wesentlich verbessert zeigte. Mit einer Minute Vorsprung fuhr er nicht nur den Tagessieg ein, sondern machte auch den E1-Titel in beeindruckender Manier perfekt. Ein starker Schlussstrich unter einer komplizierten Saison „Es war für mich ein echt hartes Jahr. Ich hatte einige Verletzungen und krankheitsbedingte Ausfälle zu verkraften. Auch Anfang der Woche lag ich wieder mit einer Erkältung komplett flach“, so der frisch gebackene E1-Meister, der im Ziel total platt, aber sichtlich zufrieden wirkte. „Und die Konkurrenz hat es mir dieses Jahr auch keineswegs leicht gemacht. Yanik war immer stark. Zu Saisonbeginn natürlich auch Andi und gegen Ende dann Tristan. Ich musste immer am Ball bleiben“, so der 34-jährige KTM-Fahrer, der seinen Konkurrenten Tristan Hanak und Yanik Spachmüller, vor denen er heute die Tageswertung gewann, sowie Andreas Beier ein großes Kompliment machte.

Der entthronte E1-Champion Yanik Spachmüller durfte sich über den Vize-Titel freuen. Zudem konnte er am Wochenende zuvor seinen Titel in der Tschechischen Spint-Enduro-Meisterschaft verteidigen. Von daher ein guter Saison-Abschluss für den GasGas-Fahrer. „Aber jetzt möchte ich kein Motorrad mehr fahren“, so der 24-Jährige mit ernster Miene, um dann mit einem Lachen zu relativieren, „dieses Jahr! Ich bin jetzt wirklich extrem platt und sehr froh, dass die Saison vorbei ist. Die letzten Wochen waren schon wahnsinnig intensiv. Ich brauche jetzt wirklich eine Pause, um wieder Kraft und Motivation zu schöpfen.“

DEM - Klasse E2

Die wohl größte Aufmerksamkeit wurde an diesem Finalwochenende der E2 zuteil, in der sich Dramen im Titelkampf abspielten, die sich wohl nicht einmal ein Bestseller-Autor so hätte ausdenken können. Der Sekt für Tilman Krause war praktisch schon kalt gestellt, da dieser mit einem ordentlichen Punktepolster ins Wochenende ging und vor dem letzten Test an zweiter Stelle lag. Nur noch heil und gesund ins Ziel kommen und der ersten DEM-Titel für den 30-jährigen Sympathieträger wäre perfekt gewesen. Doch das Schicksal meinte es mit dem KTM-Fahrer anders. Tilman Krause stürzte auf einem eher unspektakulären Abschnitt dermaßen unglücklich, dass er gegen einen Baum prallte und bewusstlos und schwerverletzt liegen blieb. Die Erstversorgung und Bergung an der Unglücksstelle hatte sogar zur Folge, dass diese Prüfung komplett annulliert wurde. Laut weiteren Informationen am Abend und nächsten Morgen, trug er eine Gehirnerschütterung, starke Prellungen am ganzen Körper, einen gebrochenen Oberarm sowie ein kaputtes Handgelenk davon. Folglich war die Stimmung im Fahrerlager allerorts arg gedämpft.

Der E2-Tagessieg ging unterdessen an Jeremy Sydow. „Es lief von Anfang an alles rund. Ich hatte nur einen einzigen, kleinen Ausrutscher. Ansonsten blieb ich komplett fehlerlos“, freut sich der Sherco-Fahrer, der durch den Ausfall von Tilman Krause sogar realistische Chancen hatte, die Meisterschaft zu gewinnen. „Daran möchte ich gar nicht denken“, winkt der 22-Jährige ab, „ich kann mit Tilman so dermaßen mitfühlen. Ich habe 2019 den schon fast sicheren Titel im ADAC Youngster Cup im allerletzten Lauf wegen eines technischen Defekts noch herschenken müssen. Wobei, bei ihm, mit der schweren Verletzung, ist die ganze Situation natürlich noch um ein Vielfaches schlimmer.“

Chris Gundermann unterstrich mit Rang zwei erneut sein Potenzial. Tagesdritter wurde Patrick Röder, der in seiner ersten DEM-Saison erstmalig auf das Podium kletterte. „Der dritte Platz ist natürlich für mich großartig, wenngleich auch mit einem bitteren Beigeschmack behaftet. Was Tilman passiert ist, tut mir wirklich unheimlich leid“, so der groß gewachsene Honda-Fahrer, der selbst schon oft Pech hatte. Im letzten Jahr verlor er den möglichen DEC-Gesamtsieg, ebenso wie den fast schon sicheren E2B-Titel durch zwei technische Ausfälle in den letzten beiden Saisonläufen. Und auch dieses Jahr in Burg schien der erste Podestplatz möglich, bevor er diesen unglücklich im letzten Test noch abtreten musste. „Ich habe gedacht, das war meine gefühlt letzte Chance mit dem Treppchen für dieses Jahr, aber dass ich hier in Rüdersdorf so gut zurecht kommen würde, hätte ich wirklich nicht erwartet“, freut sich Patrick Röder, der Nick Emmrich und Philipp Müller auf die Plätze verwies.

Wer dachte, der erste Tag könne an Dramatik nicht überboten werden, der sah sich getäuscht. Denn nach nur wenigen Metern im ersten Test war für den neuen Titelfavorit Jeremy Sydow wegen eines technischen Defekts bereits Schluss. Dadurch war plötzlich Philipp Müller Titelkandidat Nummer eins, wenngleich er noch am Vorabend zugab, den Lenker kaum noch festhalten zu können. Der Beta-Fahrer verletzte sich vor einigen Wochen an der Hand, schlug sich diese in Streitberg beim Prolog und auch in Zschopau erneut heftig an. Doch der 28-Jährige biss die Zähne zusammen und kämpfte sich unter mächtigen Schmerzen auch am heutigen, zweiten Fahrtag ins Ziel. Dort wurde er mit einer ordentlichen Sektdusche empfangen. „Es ist einfach unglaublich. Was für ein kompletter Wahnsinn! Ich kann es gar nicht begreifen“, so der total fassungslose und überglückliche Philipp Müller, dem heute ein dritter Rang für seinen größten Erfolg genügte.

Platz eins in der E2 ging an Chris Gundermann, der damit seinen ersten DEM-Tagessieg überhaupt feierte. „Ich bin sehr zufrieden, endlich einmal ganz oben zu stehen“, freut sich der KTM-Fahrer, „klar war es ein wenig glücklich, aber auch das gehört in unserem Sport dazu. Unterm Strich war es ein richtig positiver Saisonabschluss, der mich voller Zuversicht auf das neue Jahr blicken lässt.“ Für dieses kündigt er schon an, das Motorrad und Klasse die gleichen bleiben werden.

Platz zwei im Tagesranking, wie im Gesamtklassement, geht an Nick Emmrich. „Es ist schon verrückt, wie hier alles gelaufen ist. Klar nehme ich den Vizetitel gern mit“, strahlt der 33-jährige KTM-Fahrer, der jedoch relativiert, „ich weiß aber auch, wie ich den Erfolg für mich persönlich einzuordnen habe. Für Tilman tut es mir unendlich leid. So viel Pech kann man ja gar nicht haben. Er hätte den Titel so verdient gehabt.“ Für diesen reichte es trotz der zwei „Nuller“ in Rüdersdorf noch zum dritten Endrang.

DEM - Klasse E3

Zwei Tagessiege, Maximalpunktzahl, unangefochtener Meister, so die beeindruckende Bilanz von Luca Fischeder. Hinter dem Sherco-Fahrer belegte an beiden Tagen Florian Görner den zweiten Rang, wodurch er letztlich recht souverän Vizemeister wurde. „Ich freue mich total! Ich komme in Rüdersdorf schon immer gut zurecht und das konnte ich auch dieses Mal wieder bestätigen. Der Vize-Titel war mein Ziel und das habe ich erreicht“, lässt der KTM-Fahrer mit einem breiten Grinsen im Gesicht wissen.

Robert Riedel schloss nach zwei weiteren dritten Plätzen auch die Meisterschaft auf dieser Position ab, obwohl auch er den Saison-Auftakt noch verletzungsbedingt verpasste. „Von daher war es das Optimum, was ich herausholen konnte. Aber selbst, wenn ich dort schon mit dabei gewesen wäre, muss man ganz ehrlich sagen, wäre es sehr schwer geworden, noch besser abzuschneiden. Luca ist eh eine Welt für sich und Florian ist auch extrem stark und konstant geworden“, zollt der GasGas-Fahrer seinen beiden Kontrahenten großen Respekt.

Undankbarer Vierter an beiden Tagen sowie auch im Endklassement wurde Noah Wenz auf der Husqvarna.
 

DEM – Junioren

Milan Schmüser drückte schon das ganze Jahr dieser Klasse seinen Stempel auf, aber noch nie so sehr, wie beim Finale in Rüdersdorf. Zwei überaus überlegene Tagessiege und der hochverdiente Junioren-Titel waren das Resultat! „Es war ein großartiges Wochenende. Die Prüfungen haben super viel Spaß gemacht und ich bin einfach nur glücklich, den Titel zu gewonnen zu haben. Das war mein Plan und der ist aufgegangen“, so der Sherco-Fahrer, der als wahrer Tausendsassa auf zwei Rädern gilt und schon zahlreiche Erfolge im SuperEnduro, Hardenduro und auch Trialsport feiern konnte!

Leon Thoms machte mit einem zweiten Rang am ersten Tag bereits vorzeitig seinen Vizetitel perfekt. „Allerdings bin ich nur sehr schwer in Tritt gekommen. Im ersten Test lief noch gar nichts zusammen, dann bin ich noch zweimal gestürzt. Erst später habe ich zu meinem Rhythmus gefunden. Von daher bin ich doch sehr zufrieden mit dem zweiten Platz“, so der KTM-Fahrer, der den Markenkollegen Karl Weigelt auf den dritten Platz verweisen konnte.

Der zweite Tag hielt noch eine weitere Überraschung an diesem überaus ereignisreichen Wochenende parat. Hannes Lehmann, eigentlich im Downhill-Weltcup zu Hause, schwang sich wieder einmal auf die Enduro-Maschine, was er im Herbst hin und wieder gern tut, wenn es terminlich passt. Dieses Mal drehte er derartig am Gasgriff, dass er ganz knapp vor Leon Thoms, den zweiten Platz belegte. „Schon am ersten Tag hätte es mit dem Podium klappen können, doch da fehlten mir noch ein paar Sekunden. Leider hatte ich in den Tests, mit dem ein oder anderen langsameren Fahrer vor mir zu kämpfen, was etwas Zeit kostete. Der zweite Tag lief dann deutlich besser. Dennoch, der zweite Platz übertrifft all meine Erwartungen. Ich wollte hierher kommen und einfach nur Spaß haben“, so der Beta-Fahrer, der, wenn es zeitlich passt, jederzeit wieder gern in der DEM vorbeischauen möchte.

Bemerkenswert sind auch die Leistungen von Pascal Sadecki und Felix Melnikoff, die ihr DEM-Debüt gaben und am zweiten Tag die Ränge vier und fünf belegten. Für Husqvarna rettet dieses Jahr Oskar Wolff die Ehre, der die Junioren-Meisterschaft auf dem dritten Gesamtrang abschloss.
 

DEM – Mannschaftsmeisterschaft

Schon am ersten Tag machte das Team ADAC Sachsen 1 mit Luca Fischeder, Jeremy Sydow und Edward Hübner mit einem weiteren Tagessieg die Meisterschaft klar. Am zweiten Tag setzte sich erstmalig in dieser Saison das Team ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt mit Milan Schmüser, Tristan Hanak und, für den verletzten Tilman Krause in die Mannschaft gekommenen, Yanik Spachmüller durch. Die Jahresendabrechnung sieht wie folgt aus: Platz eins für das Team ADAC Sachsen 1 mit Luca Fischeder, Edward Hübner, Andreas Beier und Jeremy Sydow. Rang zwei für das Team ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt mit Milan Schmüser, Tristan Hanak, Tilman Krause, Davide von Zitzewitz und Yanik Spachmüller. Dritter wurde die Mannschaft ADAC Sachsen 2 mit Florian Görner, Nick Emmrich und Kevin Nieschalk.