Race-Report - DEM Streitberg 2022

Luca Fischeder feiert nächsten Championatssieg

09.10.2022

Die Int. ADAC-Zuverlässigkeitsfahrt "Fränkische Schweiz" in Streitberg steht immer für ein rauschendes Enduro-Fest. Und diesen Ruf untermauerte der MSC Fränkische Schweiz e.V. im ADAC mit der 36. Auflage mehr als eindrucksvoll. Die Fahrer waren durchweg voll des Lobes. Die Runde bot zahlreiche interessante Streckenpunkte, wie Auf- und Abfahrten, an denen sich oft zahlreiche Schaulustige versammelten. Die Sonderprüfungen standen dem in nichts nach. Auch hier wurden drei äußerst anspruchsvolle, überaus abwechslungsreiche Tests geboten. Oder wie es so mancher Fahrer passend auf den Punkt brachte: „Eine der schönsten Geländefahrten Deutschlands.“

Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (Championat)

Schon am Vortag, beim Prolog, der auf der ersten Sonderprüfung oberhalb von Streitberg ausgetragen wurde und aufgrund eines schweren Unfalls vorzeitig abgebrochen werden musste, gab Luca Fischeder entscheidend den Ton an. Auch am eigentlichen Fahrtag, als am Morgen die Tests noch teilweise mit einer dünnen Reifschicht überzogen waren, setzte der Sherco-Fahrer die Maßstäbe. Mit Bestzeit in allen drei Tests der ersten Runde zeigte er seine ganze Klasse. „Ja, da habe ich den Grundstein für meinen heutigen Sieg gelegt“, analysiert der 23-Jährige, „ich habe über den Tag einen guten Fluss gefunden und immer kräftig gepusht. Bis zur ersten Prüfung der dritten Runde. Da habe ich mir den Fuß etwas unsanft unter dem Motorrad verklemmt. Von da an habe ich etwas ruhiger gemacht, aber dennoch genügend attackiert. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und es freut mich, hier in Streitberg gewonnen zu haben. Es ist einfach nur eine tolle Veranstaltung und es hat unheimlich viel Spaß gemacht, hier zu fahren.“

Den zweiten Tagesrang belegte Jeremy Sydow, der am Morgen mit viel Respekt an die ganze Sache heranging. „Die erste Runde war schwierig, da hatte ich noch nicht so das Vertrauen in die Strecke, da es doch ein wenig rutschig war. Im weiteren Tagesverlauf wurde es aber besser und ich konnte aufholen“, so der Sherco-Fahrer, der sich immer weiter nach vorn kämpfte und dabei auch Tilman Krause niederrang, der bis zur Rennmitte noch die zweite Position inne hatte. Dennoch war dessen Freude auch über den dritten Platz noch sehr groß. „Wieder Top Drei im Championat, das ist große Klasse. Ich bin total glücklich. Streitberg zählt neben Rehna zu meinen absoluten Lieblingsveranstaltungen. Hier war ich schon immer gut, aber noch nie so weit vorn“, freut sich der KTM-Fahrer, der lediglich einen Fehler zu verzeichnen hatte. „Ein Ausrutscher im letzten Test, der einzige an einem sonst durchweg perfekten Tag.“

Hinter dem Siegertrio reihte sich Chris Gundermann an vierter Position ein. „Top Fünf war mein erklärtes Ziel, von daher geht das schon in Ordnung, wobei auf dem Treppchen zu stehen, schon sehr schön gewesen wäre“, so der KTM-Fahrer. Dahinter folgte Philipp Müller auf Rang fünf, der an diesem Tag förmlich über sich hinauswuchs und mit dieser Platzierung sein bestes Championatsresultat überhaupt einfuhr. Sechster wurde Edward Hübner, Siebenter Florian Görner. Yanik Spachmüller, Milan Schmüser und Robert Riedel runden die Top Zehn ab.
 

DEM - Klasse E1

Nach seinen beiden Tagessiegen in Burg ließ Edward Hübner in der fränkischen Schweiz nun einen weiteren Triumph folgen. Damit baute der KTM-Fahrer seinen Vorsprung auf Verfolger Yanik Spachmüller auf dreizehn Zähler aus. Entsprechend zufrieden zeigte sich der Routinier im Ziel. „Es war ein guter Tag. Schöne Veranstaltung, bestes Wetter, herrliches Gelände. Auch die Sonderprüfungen waren top, wenngleich ich ganz schön beißen musste. An manchen Ecken hätte ich mir gern noch etwas mehr Motorleistung gewünscht, ich habe wirklich alles aus meiner kleinen Viertakter herausgequetscht“, so Edward Hübner.

Rang zwei ging an Yanik Spachmüller, der nicht ganz so glücklich drein schaute. Mit Blick auf die erfolgreiche Titelverteidigung muss er sich, angesichts seines Punkterückstandes, ganz schön strecken, um das Ruder beim Finale in Rüdersdorf noch herumreißen zu können. „Das wird schwer“, gibt sich der GasGas-Fahrer keinerlei Illusionen hin, „ich hätte heute schon gewinnen müssen. Doch schon am Morgen habe ich viel Boden eingebüßt. Ich habe die Kälte komplett unterschätzt, die verkehrten Handschuhe an und auf der Etappe richtig gefroren. Da lief eben leider nicht viel zusammen. Ärgerlich.“

Kevin Nieschalk strahlte hingegen über das ganze Gesicht. Dritter! Und damit ist sein erstes Podium in dieser Saison endlich geglückt. „Der Boden hier kommt mir einfach entgegen“, lacht der KTM-Fahrer, „ich habe mich wohlgefühlt, hatte richtig Spaß am Motorradfahren und war dadurch auch viel motivierter. Es war für mich seit langer, langer Zeit endlich mal wieder eine Geländefahrt, die einfach nur Freude gemacht hat.“

Vierter wurde Tristan Hanak, der nicht ganz an seine starke Vorstellung der Vorwoche anknüpfen konnte. Samuli Puhakainen, ein Finne auf der Durchreise zum WM-Finale nach Zschopau, kämpfte bis zu seinem Ausfall ebenso um die Podestplätze mit, wie Maximilian Wills, der sich in einer Rechtskurve äußerst unglücklich das Knie verdrehte und sich dabei eine Bänderverletzung zuzog.
 

DEM - Klasse E2

Vierter Start, vierter Sieg, so lautet die beeindruckende Bilanz von Jeremy Sydow seit seinem Einstieg in Rehna. Damit findet sich der Newcomer schon auf dem dritten Tabellenplatz wieder, selbst der Vizetitel scheint noch realistisch. Einzig, den führenden Tilman Krause bei noch zwei ausstehenden Wertungsläufen in Rüdersdorf noch abzufangen scheint utopisch, zu groß ist dessen Vorsprung. Der KTM-Fahrer legt in diesem Jahr eine unheimliche Konstanz auf hohem Niveau an den Tag, wie es bisher in seiner nun schon über ein Jahrzehnt andauernden Enduro-Karriere noch nie der Fall war. „Im Training war ich schon immer gut. Oft auf gleichem Level wie Davide (Anm.: von Zitzewitz), aber nun bekomme ich es auch in den Wettkämpfen umgesetzt“, freut sich der E2-Leader.

Dritter wurde Chris Gundermann, der überraschend von der E3 in die E2 wechselte. „Ich wollte schon zu Jahresbeginn die 350iger Viertakt fahren, das war aber leider zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Und da ich in Burg nicht am Start war, ist die E3-Meisterschaft eh gelaufen, von daher kann man mit Blick auf das kommende Jahr einfach mal etwas probieren.

Philipp Müller, Fünfter im Championat und dennoch nur Vierter in der Klasse und damit ohne Siegerpokal ist angesichts dieser Leistung fast schon ein wenig tragisch, untermauert aber, wie stark aktuell diese Klasse ist. Paul Roßbach wurde solider Fünfter, knapp dahinter folgte Benjamin Meusel an sechster Stelle.
 

DEM - Klasse E3

Die Titelverteidigung scheint nur noch Formsache zu sein. Denn erneut holte Luca Fischeder die Maximalpunktzahl, liegt jetzt stolze 28 Zähler in Front. In der Meisterschaft, wie auch in Streitberg, folgt Florian Görner auf Rang zwei. Der KTM-Fahrer hatte keinerlei Probleme an diesem Tag und schwärmte für die Veranstaltung in höchsten Tönen. „Es war mit Abstand das beste Enduro-Rennen in diesem Jahr. Alles war einfach nur top, die Strecke, die Prüfungen, richtig geil!“

Das Podest komplettierte Robert Riedel, der etwas gehemmt in den Tag gestartet war. „Im Wald, die rutschigen Steine und Wurzeln führten mir gleich wieder meinen schlimmen Sturz zu Beginn des Jahres vor Augen. Das kann ich einfach noch nicht komplett ausblenden. Die gestrigen Geschehnisse trugen mit Sicherheit auch noch dazu bei, dass ich mich einfach nicht so wohl fühlte. Von daher bin ich froh, letztlich doch noch recht passabel über die Runden gekommen zu sein“, so der GasGas-Fahrer.

Marvin Dietermann lag zwischenzeitlich auf Podiumskurs, allerdings machten sechs Strafminuten alle Hoffnungen zunichte, wodurch er sich an achter Position wiederfand. Dennoch, mit dieser Leistung unterstrich er seinen Aufwärtstrend, der sich bei den letzten Läufen bereits angedeutet hatte.
 

DEM – Junioren

Und wieder stand Milan Schmüser ganz oben auf dem Treppchen. Und das mit deutlichem Abstand. „Trotz drei Stürze in den Prüfungen und einem auf der Etappe, bei dem ich auf nassem Pflaster weggerutscht bin. Das darf eigentlich nicht sein“, schüttelt der Sherco-Fahrer schon fast ungläubig den Kopf.

Leon Thoms, der sich schon das ein oder andere Duell mit dem Tagessieger geliefert hatte, meinte nur: „Das ist einfach nicht mein Boden hier. Zum Glück konnte ich im letzten Test noch einmal das Ding zu meinen Gunsten herumreißen und mir zumindest den zweiten Rang sichern.“ Den hatte bis dahin Karl Weigelt inne, freute sich aber dennoch als Dritter über sein erstes Podium in dieser Saison. „Endlich hat es einmal geklappt, auch wenn ich mir in der ersten Runde selbst noch ein wenig im Weg gestanden habe. Da lief noch nicht alles so rund.“

Oskar Wolff, in Burg noch zweimal Dritter, musste sich diesmal mit Rang sechs hinter Paul Diederich und Garry Dittmann begnügen.
 

DEM – Mannschaftsmeisterschaft

Hier bleibt das Team ADAC Sachsen 1 mit Luca Fischeder, Jeremy Sydow und Edward Hübner die Mannschaft der Stunde. Das Trio setzte sich vor dem Team ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt (Tilman Krause, Milan Schmüser, Tristan Hanak) und dem ADAC Pfalz (Chris Gundermann, Paul Roßbach, Benjamin Meusel) durch.
 

DMSB Enduro Cup

Der erste DEC-Champion steht schon fest! Jeremy Nimmrich machte mit einem weiteren Tagessieg in der Klasse E1B seinen vorzeitigen Titelgewinn perfekt. Für den 18-Jährigen ohnehin ein perfekter Tag, denn er konnte auch zum ersten Mal in seiner Karriere das B-Championat gewinnen. In Streitberg setzte sich der KTM-Fahrer vor dem aktuellen Tabellenführer Felix Melnikoff und Michael Röhrl durch. „Den Titel zu holen ist schon schön, aber heute das B-Championat zu gewinnen, bedeutet mir fast noch mehr. Ich hatte zunächst einen guten Vorsprung, den ich aber durch einen Sturz komplett eingebüßt habe. Umso mehr freut es mich, das ich diese Zeit dann wieder herausfahren konnte“, so Jeremy Nimmrich, der aufgrund seines jungen Alters zum ersten Mal in Streitberg am Start war und zur Veranstaltung, der Strecke und den Prüfungen mit einem breiten Grinsen nur meinte: „Alles sehr, sehr geil hier!“