Race-Report - DEM Streitberg 2024

Favoriten setzten sich durch!

06.10.2024

Nur alle zwei Jahre kommen die Fahrer in den Genuss, im Naturpark Fränkische Schweiz Enduro zu fahren. Schon allein diese Aussage, klingt surreal. Aber der gastgebende MSC Fränkische Schweiz e.V. im ADAC macht es immer wieder aufs Neue möglich. Und dabei präsentierten die Organisatoren wieder eine erstklassige Geländerunde mit drei Sonderprüfungen und zahlreichen, anspruchsvollen Streckenpassagen. Kurzum, es war wieder eine echt kernige Geländefahrt!

Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (Championat)

Siebter Saisonlauf, siebter Sieg! Damit weiterhin ungeschlagen. In Streitberg selbst neun, der insgesamt zehn Sonderprüfungen gewonnen. So langsam gehen die Superlative aus, wenn man die Leistung von Seriensieger Jeremy Sydow beschreiben möchte. „Es läuft aktuell einfach“, strahlt der Gewinner im Ziel über das ganze Gesicht, „es war ein richtig guter Tag, trotz zwei, drei kleinerer Fehler, die zum Glück nicht ausschlaggebend waren. Ich bin mit meiner Leistung jedenfalls sehr zufrieden.“

Mit einer knappen Minute Rückstand auf den Sherco-Fahrer folgte Luca Fischeder auf Platz zwei. Der sah sich gegenüber dem letzten Lauf in Burg zwar stark verbessert, aber unterm Strich noch immer nicht dort, wo er gern hin möchte. „Zu meiner alten Form der letzten beide Jahre fehlt mir dann doch leider noch ein ganzes Stück“, bilanziert der 25-Jährige selbstkritisch. „In Test zwei und drei der ersten Runde bin ich gestürzt. Und in der letzten Sonderprüfung habe ich noch einmal richtig Mist gebaut und viel Zeit verloren“, ärgert sich der Sherco-Fahrer, der mit voller Vorfreude bereits auf sein „Heimspiel“ in Zschopau blickt. „Da möchte ich voll angreifen, zu verlieren habe ich ja nichts!“

Rang drei sicherte sich nach spannendem Kampf Chris Gundermann, der sich gegen Ende des Tages immer weiter von seinem Widersacher Davide von Zitzewitz absetzen konnte. „Das macht mich schon ein wenig stolz, dass ich mich stetig steigern und immer weiter nach vorn kämpfen konnte. Die Bedingungen waren aber auch top. Ich mag das Gelände in Streitberg ohnehin, das ist einfach mein Terrain“, jubelt der KTM-Fahrer, der sich riesig über sein Ergebnis freute.

Undankbarer Vierter wurde letztlich Davide von Zitzewitz (KTM), der in Summe von einem gebrauchten Tag sprach und weniger zufrieden wirkte. Dafür konnte Edward Hübner lachen. Trotz Ausrutscher im letzten Test behauptete der KTM-Routinier seine Position knapp gegenüber Yanik Spachmüller. Der GasGas-Fahrer lag am Ende, bei einer Stunde Gesamtprüfungszeit, nur 0,83 Sekunden zurück!
 

DEM - Klasse E1

Noch deutlicher als im Championat, fällt der Vorsprung von Jeremy Sydow in der Klassenwertung aus. Fast drei Minuten lag der Sherco-Fahrer am Ende vor Yanik Spachmüller. Der wiederum hatte eine knappe Minute Vorsprung auf Maximilian Wills, mit dem er sich in der ersten Runde ein sehr enges Duell lieferte. „Da ging es wirklich ganz knapp zwischen uns hin und her. Aber ab der zweiten Runde konnte ich noch zulegen, einige gute Zeiten fahren und mich langsam absetzen“, berichtet der GasGas-Fahrer, der von seiner Leistung positiv überrascht war. „Ich bin gleich von Beginn an gut in den Tag reingekommen, was für mich keine Selbstverständlichkeit ist, da ich morgens immer so meine Probleme habe, richtig in Schwung zu kommen. Aber dieses Mal klappte es recht gut“, freut sich der Zweitplatzierte.

Maximilian Wills war mit seiner Vorstellung ebenfalls happy. „Ich bin top-zufrieden! Platz drei in der Klasse, Rang zehn im Championat, das passt“, strahlt der Husqvarna-Fahrer, der besonders in der ersten Runde starken Zeiten fahren konnte. „Als es noch so leicht rutschig war, kam mir das schon sehr entgegen. Das mag ich total! Von mir aus, hätten diese Bedingungen den ganzen Tag so bleiben können. Doch als alles nach und nach abtrockente und sich die vielen Rillen in den Tests herausfuhren, fiel es mir nicht mehr ganz so leicht. Da hatte ich dann so leichte Probleme, jede Spur perfekt zu treffen“, gesteht der 22-Jährige, der jetzt in der Meisterschaft wieder an dritter Stelle steht und damit an Kevin Nieschalk vorbeizog. Der KTM-Fahrer war in Streitberg auch vor Ort. Allerdings mit Krücken und ohne Motorrad, da er sich kürzlich im Training einen Mittelfußbruch zugezogen hat.

Mit Rang vier gelang Maximilian Müller (Beta) sein bis dato stärkstes DEM-Ergebnis seit seinem Aufstieg aus dem Junioren-Bereich. Marken-Kollege Fritz Hunger wurde Fünfter, Kurt Reichel, der einzige Rieju-Fahrer im DEM-Starterfeld, wurde Sechster.
 

DEM - Klasse E2

Der Titelkampf spitzt sich weiter zu. Zuletzt gewann Davide von Zitzewitz in Burg beide Tage, nun war Chris Gundermann wieder am Drücker. Der KTM-Hüne rang den Meisterschaftsführenden nieder und verkürzte damit seinen Punkterückstand auf sieben Zähler. „Es wird definitiv nicht einfach, aber ich werde bis zum Schluss alles geben“, stellt der Tagessieger klar.

Davide von Zitzewitz hatte sich bei seiner erklärten Lieblingsveranstaltung insgeheim etwas mehr erhofft. „Aber es war nicht so mein Tag. Im ersten Test habe ich gleich eine ordentliche Bodenprobe genommen und später ging mir noch die Hinterradbremse kaputt, was bei der anspruchsvollen Strecke zusätzlich für Nervenkitzel sorgte“, stellt der KTM-Fahrer nüchtern fest, „dennoch hat es mir wieder sehr viel Spaß gemacht. Das ist schon ein echt cooles Gelände, wo wir hier fahren dürfen.“

Edward Hübner belegte Platz drei und war dabei mit sich vollkommen im Reinen. „Ich bin fast perfekt durch den Tag gekommen. Neun Tests liefen super, aber im letzten habe ich dann doch noch einmal einen unnötigen Fehler eingebaut. Zum Glück hat mich das keine Platzierung gekostet, denn ich habe da schon eine ganze Weile gehangen und wirklich viel Zeit verloren“, berichtet der KTM-Fahrer.

Platz vier belegte Franz Löfquist, der sich quasi damit aus dem Titelrennen verabschiedet. Der Doppelsieger des Sprint-Enduro in Großlöbichau verletzte sich eine Woche zuvor beim Training und trat so, stark gehandicapt in der Fränkischen Schweiz an. „Ich habe mir bei einem Sturz drei Rippen und das linke Schlüsselbein angebrochen. Von daher bin ich einfach nur überglücklich, den Tag halbwegs gut über die Runden gebracht zu haben“, so der schwedische Yamaha-Fahrer.

Rang fünf belegte Florian Görner, der nach langer Verletzungspause erst in Burg wieder ins Renngeschehen eingreifen konnte und aktuell noch immer nach seiner alten Form aus dem Vorjahr sucht. Platz sechs sicherte sich Emil Löfquist auf Yamaha.
 

DEM - Klasse E3

Luca Fischeder wurde seiner Favoritenrolle gerecht und siegte souverän vor seinem Sherco-Markenkollegen Matyas Chlum. Der erst 20-jährige Tscheche wurde Tageszweiter, agierte dabei aber extrem vorsichtig, „Ich wollte absolut nichts riskieren, da für mich kommende Woche die Six Days in Spanien anstehen. Mein Ziel war, sauber durchfahren und so viel, wie möglich Punkte für die Meisterschaft mitzunehmen.“ Das gelang dem Meisterschaftsführenden vorzüglich, der nach seinem ersten Auftritt in Streitberg voller Begeisterung meint: „Eine tolle Strecke. Das Terrain ist wie bei mir zu Hause. Es hat einfach nur extrem viel Spaß gemacht!“

Jaroslav Kalny, in der Gesamtwertung größter Rivale von Matyas Chlum, verzichtete auf einen Start, da er schon mit der Tschechischen Trophy-Mannschaft auf dem Weg zu den Six Days nach Spanien war. Somit rückte Robert Riedel auf den zweiten Tabellenplatz nach vorn, der in Streitberg Klassendritter wurde. „Ich als gelernter Sandfahrer tue mich auf diesem Boden natürlich immer etwas schwerer“, lacht der GasGas-Fahrer, der in der ersten Runde mit den rutschigen Bedingungen stark zu kämpfen hatte. „Aber dann, als es langsam abtrocknete, lief es besser. Auf jeden Fall hat es mir hier wieder sehr viel Spaß gemacht.“

Robert Friedrich (GasGas), der Junioren-Champ des Vorjahres, wurde Vierter. Benjamin Meusel, der sich letztes Jahr in Uelsen schwer verletzt hatte, gelang mit Rang fünf ein ordentliches Comeback. „Aber es ist keine dauerhafte Rückkehr. Ich fahre nur noch zum Spaß und die Rennen, auf die ich Lust habe“, versichert der Beta-Fahrer.
 

DEM – Junioren 1

Fynn Hannemann fuhr nach eigener Aussage sein bestes Enduro-Rennen überhaupt! In der Klassen-Wertung gelang ihm sein zweiter Saisonsieg. „Und im Championat bin ich mit Platz sieben so weit vorn, wie noch nie“, freut sich der Beta-Fahrer, der vor allem in der ersten Runde ein kleines Feuerwerk abbrannte. „Als es noch so schön rutschig war, habe ich mich extrem wohlgefühlt. Das hat mir wesentlich besser gefallen, als die später, immer mehr abgetrockneten Bodenverhältnisse.“ Der 18-Jährige kommt immer besser in Form, zumal wenn es auf selektive Hartbodenstrecken geht, wie eben jetzt in Streitberg, dann später in Zschopau und auch in Kempenich. „Allerdings werde ich ‚Rund um Zschopau‘ leider verpassen, da ich bei den Six Days starte. Es ist schon sehr schade, mit dieser Terminüberschneidung.“

Das sieht auch Leonard Koch so, der wegen seiner ISDE-Teilnahme ebenfalls in Zschopau nicht am Start sein wird. Mit dem Husqvarna-Fahrer, der seine erste Enduro-Saison bestreitet, ist zunehmend zu rechnen, wie er in der Fränkischen Schweiz eindrucksvoll unter Beweis stellte. „Platz zwei ist natürlich ein super Resultat. Zwar war ich in Großlöbichau noch weiter vorn, aber das Sprint-Enduro-Format kam mir vom Modus her sehr entgegen. Jetzt einmal bei einem klassischen Enduro auf dem Treppchen zu stehen, ist natürlich großartig“, lacht der 19-Jährige, der nach dem ersten Test nur an fünfter Stelle lag und sich erst gegen Ende auf den zweiten Platz vorkämpfen konnte.

Leon Thoms behält mit Rang drei die Führung in der Meisterschaft, war aber mit seinem Tag nicht so sonderlich zufrieden. „Schade, dass ich am Schluss noch einen Platz eingebüßt habe. Fahrerisch war ich über den gesamten Tag einfach nicht auf dem Punkt. Es fiel mir schwer, meinen Fokus zu finden, obwohl ich derartige Acker-Tests auch gut beherrsche“, ärgert sich der KTM-Fahrer ein kleinwenig.

Platz vier sicherte sich Jeremy Nimmrich auf Beta, der in dieser Saison konstant unterwegs ist, aber das letzte Quäntchen für den Sprung auf das Podest noch fehlt. Fünfter wurde GasGas-Fahrer Garry Dittmann, während Pascal Sadecki (Fantic), nach einer starken ersten Runde, mit technischem Defekt vorzeitig aufgeben musste.
 

DEM – Junioren 2

„Gelegenheits-Endurist“ Hannes Lehmann schlägt den Etablierten ein Schnippchen. Der 23-Jährige, der eigentlich auf der internationalen MTB-Downhill-Bühne unterwegs ist, taucht seit einigen Jahren immer wieder in der DEM auf, um ausgewählte Läufe zu bestreiten. „Meist gegen Ende der Saison, wenn es bei mir zeitlich passt, mache ich das sehr gern“, so der Cousin von Edward Hübner, der es in Streitberg einfach nur richtig geil fand. „Die Strecke ist schon ein Traum, die Bedingungen waren auch super und mein Ergebnis ist natürlich die Krönung des Ganzen.“

Hinter dem Yamaha-Fahrer belegte Arvid Meyer (Husqvarna) Rang zwei, der dem Drittplatzierten und Meisterschaftsführenden Felix Melnikoff (KTM) in der Gesamtwertung bis auf drei Zähler gehörig auf die Pelle rückt.
 

DEM – Mannschaftswertung

Das Team ADAC Sachsen war in der Fränkischen Schweiz das Maß aller Dinge. Das Trio, bestehend aus Jeremy Sydow, Luca Fischeder und Edward Hübner siegte souverän, vor der Mannschaft des ADAC Pfalz (mit Chris Gundermann, Fynn Hannemann und Paul Roßbach) sowie dem Teams ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt (mit Davide von Zitzewitz, Franz Löfquist und Robert Friedrich).
 

DMSB Enduro Meisterschaft (B-Championat)

Den Tagessieg eroberte sich Paul-Erik Huster, der am Ende deutlich mit über einer Minute Vorsprung an der Spitze lag. Der KTM-Fahrer war das erste Mal in Streitberg und zeigte sich entsprechend angetan. „Die Strecke war wirklich sehr, sehr cool. Ich hatte total viel Spaß und auch mit den Prüfungen bin ich super klar gekommen. Es war einfach ein perfekter Tag“, so der Gewinner des B-Championats, der Eric Wirth (Beta) und Luis Winkler(KTM) auf die Plätze zwei und drei verwies.

Der Spitzenreiter in der Meisterschaft Nic Matthias musste sich mit Rang neun begnügen, verteidigt aber seine souveräne Führung. Zudem konnte sich der KTM-Fahrer über den vorzeitigen Titelgewinn in der Klasse E1B freuen. Auch bei Robin Thelen knallten schon die Sektkorken. Der Beta-Fahrer wuchs in Streitberg, trotz großer Nervosität über sich selbst hinaus, sicherte sich den E3B-Titel und wurde in der B-Championat-Tageswertung starker Vierter – so weit vorn war er noch nie zuvor!