Race-Report - DEM Tucheim 2022
„Rund um den Fiener“-Gesamtsieg geht erstmalig nach Schweden!
05.03.2022
Der Auftakt zur Internationalen Deutschen Enduro Meisterschaft 2022 hatte es in sich! Nicht nur für die Fahrer, auch für den Veranstalter MC Fiener Tucheim e.V. im ADAC, der im Vorfeld so manch hohe Hürde meistern musste. Natürlich war das Thema „Corona“ nach wie vor bei der Planung und Vorbereitung allgegenwärtig, aber vielmehr trieben die Wetterkapriolen der letzten Wochen dem engagierten Orga-Team die Sorgenfalten auf die Stirn. Windbruch und Überschwemmungen hinterließen auf der gesamten Strecke ihre Spuren. Doch auch das konnte die Organisatoren mit ihren Helfern nicht ausbremsen, eine erstklassige, wie auch wirklich anspruchsvolle Geländefahrt auf die Beine zu stellen, die seitens der Teilnehmer durchweg großes Lob erhielt!
Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (Championat)
Neben der nationalen Elite gingen auch einige Schweden und Holländer an den Start. Vor allem die Gäste aus dem hohen Norden mischten das Championat gehörig mit auf. Allen voran Filip Bengtsson, langjähriger, erfolgreicher Motocrosser und nun seit 2021 im Endurosport aktiv. Der Husqvarna-Fahrer setzte sich von Beginn weg an die Spitze und gab diese bis ins Ziel auch nicht wieder ab. Mit sechs, von insgesamt 13 möglichen, gingen knapp die Hälfte der Bestzeiten auf sein Konto, während die restlichen sieben Luca Fischeder, Yanik Spachmüller, Edward Hübner (alle je zwei) sowie Davide von Zitzewitz unter sich aufteilten.
„Es war wirklich eine super Veranstaltung, ich habe es sehr genossen. Tolle Tests, schöne Etappe und nette Leute. Mit meiner eigenen Leistung bin ich natürlich sehr zufrieden. Ich hatte einen guten Flow. Nur ab und zu musste ich langsamere Fahrer überholen, was mich zu mancher ungewöhnlichen Spurenwahl zwang. Aber das war kein allzu großes Problem“, lautet das Fazit des Gesamtsiegers Filip Bengtsson.
Luca Fischeder auf Sherco wurde mit knapp 20 Sekunden Rückstand Zweiter und zeigte sich mit seinem Saison-Einstand im Großen und Ganzen zufrieden, wenngleich auch etwas selbstkritisch: „Es war ein guter Tag. Allerdings gab es auch einige Prüfungen, in denen ich schon etwas Zeit habe liegen lassen. Vor allem im dritten Test mit den tiefen Sandrinnen. Hier mal gestürzt, dort ein wenig stecken geblieben. Es war nicht ohne.“
Das Podest komplettierte Davide von Zitzewitz, der damit nach seiner langen Verletzungspause ein äußerst starkes Comeback ablieferte, mit dem er selbst nicht gerechnet hatte: „Meine Erwartungen waren nicht allzu groß. Zumal bei einem Arztbesuch vor zwei Wochen diagnostiziert wurde, dass zwar nach meinem Armbruch die Speiche komplett verheilt ist, die Elle aber nicht. Im schlimmsten Falle, wäre sie wieder gebrochen.“ Doch davon ließ sich der KTM-Fahrer nicht beeindrucken, auch nicht davon, dass er seine Maschine am Start bei den eisigen Temperaturen nicht rechtzeitig zum laufen brachte und dafür zehn Strafsekunden kassierte. „Es lief von Beginnan richtig gut, ich habe mir keinerlei Druck gemacht. Das Ergebnis ist natürlich super, ich bin extrem happy. Es fühlt sich gut an, nach so einer langen Pause wieder zurück und wieder voll da zu sein!“
Dahinter reihte sich mit Yanik Spachmüller, Andreas Beier und Edward Hübner ein Trio auf die Plätze vier bis sechs ein, das sich zudem ein äußerst spannendes Rennen um den E1-Klassensieg lieferte.
DEM - Klasse E1
In diesem Jahr tummeln sich in dieser Kategorie so viele Top-Fahrer, wie schon lang nicht mehr. Einen eindeutigen Favoriten vorab auszumachen, fiel dementsprechend schwer. Und tatsächlich, die potenziellen Hauptdarsteller im Titelkampf enttäuschten nicht und lieferten sich schon beim Saison-Auftakt einen munteren Schlagabtausch! Am Morgen war zunächst Titelverteidiger Yanik Spachmüller am Drücker, der allerdings zwischenzeitlich vom Altmeister Andreas Beier an der Spitze abgelöst wurde. Dahinter immer in Schlagdistanz E2-Champ Edward Hübner. Vor der dreizehnten und letzten Prüfung war tatsächlich noch alles offen, jeder hatte die Chance, am Ende ganz oben zu stehen. Nach packendem Finish behielt Yanik Spachmüller letztlich knapp die Oberhand, was dem GasGas-Fahrer ein breites Grinsen ins Gesicht zauberte. „Ich bin total glücklich, ein wirklich perfekter Saison-Einstand“, lacht der Titelverteidiger, der einen kurzen Einblick in seinen Tag gab, „am Morgen bin ich gleich richtig gut in Fahrt gekommen, was in der Vergangenheit eigentlich immer ein wenig meine Schwachstelle war. In der zweiten Runde hatte ich hingegen ein paar Krämpfe und hing etwas durch. Doch ab der dritten Runde konnte ich mich wieder gut fangen und am Ende noch einmal voll attackieren.“
Andreas Beier, der nach einem Jahr in der E3 nun wieder in „seiner“ Klasse zurück ist, in der er sieben seiner bisher acht DEM-Titel gewinnen konnte, belegte Rang zwei. Zufrieden war er damit aber nicht. „Wenn man zwischenzeitlich vorn ist und dann gegen Ende durch einen Sturz den möglichen Tagessieg verspielt, ist das extrem ärgerlich“, so der KTM-Fahrer, der weiter ausführt, „im drittletzten Test hatte ich einen heftigen Abflug. Mich hat es kopfüber runtergehauen. Passiert ist mir zum Glück nichts weiter, aber die Zeit war eben weg. Sehr schade, ich hätte nur zu gern gewonnen.“
Das hätte auch Edward Hübner, der aber die Vorstellung der beiden Konkurrenten lobend anerkannte: „Eine starke Leistung von den zweien. Es war ein toller Fight. Ich denke, da steht uns in diesem Jahr noch einiges bevor“, schmunzelt der KTM-Fahrer, der mit sich und seinem dritten Platz im Reinen ist, „ich bin zufrieden, konnte zwei absolute Bestzeiten fahren und mit dem Motorrad bin ich richtig gut klar gekommen. Das motiviert für die kommenden Läufe.“
Platz vier ging an Tristan Hanak auf GasGas, vor den beiden KTM-Fahrern Kevin Nieschalk und Nico Rambow. Junioren-Champ Maximilian Wills reihte sich mit seiner Husqvarna an siebenter Position ein.
DEM - Klasse E2
Der Tagessieg war am Ende wieder eine recht klare Angelegenheit zugunsten von Davide von Zitzewitz. Auch die beim Start eingefangenen zehn Strafsekunden konnten den KTM-Fahrer auf dem Weg zum Klassensieg nicht stoppen. Lediglich Casper Lindholm, ein weiterer Gaststarter aus Schweden, konnte ihm die eine oder andere Bestzeit abknüpfen.
Hinter Davide von Zitzewitz und Casper Lindholm komplettierte Tilman Krause als Dritter das Podest. Ein verdienter Lohn für ihn, der einen wirklich kuriosen Tag durchlebte. „Ich musste gleich zweimal die hintere Bremsanlage wechseln. Im letzten Test der ersten Runde war diese kaputt gegangen. Also habe ich mich beeilt, schnell zum Service zu gelangen, um eine neue zu montieren. Dabei habe ich mich auf der Etappe noch überschlagen. Zum Glück ist aber nichts weiter passiert. Dann am Service-Punkt unter Hochdruck die Bremsanlage gewechselt und alles war gut. Doch im letzten Test der zweiten Runde das gleiche Spiel“, stöhnt der KTM-Fahrer, der eine fehlerhaft vormontierte Schraube als Ursache des erneuten Defektes ausmachte. „Also musste ich mich wieder beeilen, um zum Service zu kommen und erneut die Bremsanlage zu wechseln.“
Die Plätze zwei und drei gingen, wie schon in Tucheim, an den Schweden Casper Lindholm auf Husqvarna und an Tilman Krause, der die volle Punktezahl für die E2-Meisterschaftswertung erhielt. Dabei erwischte der KTM-Fahrer nicht unbedingt einen vielversprechenden Start in den Tag. „Gleich im ersten Test habe ich mir durch eine UnachtsKTM-Fahrer Nick Emmrich beendete die 52. Auflage von „Rund um den Fiener“ auf Rang vier, solider Fünfter wurde Paul Roßbach auf der Beta gefolgt von Tommie Jochems aus den Niederlanden..
DEM - Klasse E3
Analog dem Championats-Ergebnis standen Filip Bengtsson als Erster und Luca Fischeder als Zweiter auf dem Podest, nur das sich in der Klassenwertung Florian Görner zu den beiden hinzugesellen durfte. Der KTM-Fahrer zeigte sich angesichts seiner starken Leistung im eher ungeliebten Sand selbst ein wenig überrascht. „Ehrlicherweise hätte ich nicht mit diesem Resultat gerechnet. Ich bin wirklich hochzufrieden. Da hat sich das ganze Training im Winter voll ausgezahlt. Ich denke, das war mein bisher bestes Rennen, was ich im Sand überhaupt gezeigt habe“, strahlt der Klassendritte.amkeit den Kupplungshebel krumm gehauen“, berichtet Tilman, „danach habe ich mich zusammengerissen und voll fokussiert. Die maximale Punktezahl zu holen ist natürlich super, so bin ich in der Meisterschaft aktuell vorn. Einzig, im Championat wäre ich gern weiter vorn gelandet.“
Nur elf Sekunden dahinter belegte KTM-Teamkollege Chris Gundermann Rang vier, der nur meinte: „Es war ein durchwachsener Tag. Ich hatte zwei, drei Stürze und bin einfach nicht so recht in Fahrt gekommen. Beim nächsten Mal wird es wieder besser!“ Die Top Fünf komplettierte Beta-Fahrer Leonhard von Schell.
DEM - Junioren
Der Sieg bei den Junioren ging an Milan Schmüser, der mit Lucas Bergström und Gustav Mähler zwei schwedische Husqvarna-Fahrer auf die Ränge zwei und drei verwies. Dabei hatte der Tagessieger in den Sonderprüfungen so manche knifflige Situation zu überstehen. „Da ich weiter hinten starten musste, bin ich in den Tests immer wieder auf langsamere Fahrer aufgelaufen, so dass ich über den kompletten Tag 23 Überholvorgänge hatte“, rechnet der Sherco-Fahrer mit einem verschmitzten Lachen vor. „Den Sieg zu holen ist natürlich große Klasse und war auch mein Ziel. Nur wäre ich auch gern im Championat unter die besten Zehn gekommen. Ich hoffe, mir gelingt das dann beim kommenden Lauf in Dahlen.“
Vize-Meister Oskar Wolff auf seiner Husqvarna gelang mit Rang vier ein grundsolider Saison-Einstieg und verwies damit KTM-Fahrer Karl Weigelt um eineinhalb Sekunden auf den fünften Platz. Weitere zehn Sekunden dahinter folgt KTM-Youngster Leon Thoms, der im letzten Jahr noch im DSMB-Enduro-Cup unterwegs war.
Der Tagessieg in der Deutschen Enduro-Mannschaftswertung ging an das Team ADAC Sachsen 1 mit den Fahrern Edward Hübner, Andreas Beier und Luca Fischeder. Platz zwei belegte die Mannschaft ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt (Tristan Hanak, Davide von Zitzewitz, Tilman Krause), Platz drei das Trio ADAC Sachsen 2 (Kevin Nieschalk, Nick Emmrich, Florian Görner). Den Gesamtsieg im DMSB-Enduro-Cup sicherte sich Pascal Sadecki auf Fantic, vor Felix Melnikoff (KTM) und Jeremy Nimmrich (KTM).