Race-Report - DEM Tucheim 2023

Jeremy Sydow holt sich den Auftakt-Sieg

04.03.2023

Wie schon im Vorjahr startete die Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft mit der Geländefahrt in Tucheim in die Saison. Und wie immer hat sich der gastgebende Motorsportverein viel Mühe mit der Ausrichtung gegeben. Die Sonderprüfungen fanden erneut großen Anklang, ebenso wie die Etappe, die so manch tückisches Schlammloch parat hielt. „Es war teils schon anspruchsvoll, aber ich bin überall gut durchgekommen. Die Tests waren super, mir hat es echt viel Spaß gemacht, hier zu fahren“, verteilt Tagessieger Jeremy Sydow ein großes Lob an den ausrichtenden MC Fiener Tucheim e.V. im ADAC. Knapp 300 Fahrer und Fahrerinnen gingen auf die Strecke. Vor allem das DEM-Starterfeld zeigte sich mit Gästen aus Schweden, Belgien, Österreich und Tschechien erneut sehr international.
 

Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (A-Championat)

Von der ersten Sonderprüfung an, kristallisierte sich ein spannendes Duell zwischen Jeremy Sydow und Luca Fischeder heraus. Mehrfach wechselte die Führung hin und her. Zunächst verlor der amtierende Champion durch einen Sturz wertvolle Sekunden, dann kam im vorletzten Test Jeremy Sydow zu Sturz. „Ich bin eine Kurve zu eng angefahren und mit der Schulter an einem Baum hängen geblieben. Dadurch hat es mir den Lenker aus den Händen gerissen und ich bin gestürzt“, berichtet der Sherco-Fahrer über seinen unfreiwilligen Abflug. Doch im letzten Test erwischte es dann wieder seinen Teamkollegen, der ebenfalls zu Boden musste und anschließend sein Motorrad nicht gleich wieder zum laufen brachte. „Der E-Starter ging nicht an, da ich noch einen zu hohen Gang eingelegt hatte, was ich in der Hektik nicht sofort bemerkt habe“, seufzt Luca Fischeder, der sich dadurch mit Rang zwei begnügen musste.

So ging der Tagessieg an Jeremy Sydow, der im letzten Test noch einmal alles auf eine Karte setzte. „Ich wusste ja nichts von Lucas Problem, daher habe ich noch einmal voll angegriffen, da ich mich auch körperlich noch richtig fit fühlte“, so der Tagesschnellste, der zum ersten Mal in Tucheim am Start war. „Ich bin überglücklich, dass es mit dem Sieg noch geklappt hat. Ein super Saisoneinstand, so kann es gern weitergehen!“

Mit etwas Respektabstand folgte die Konkurrenz, von denen sich Tristan Hanak am stärksten präsentierte, auf den nächsten Plätzen. Der KTM-Fahrer setzt ab dieser Saison auf eine 500ccm Viertakt-Maschine und kam damit auf Anhieb blendend zurecht. „Ich liebe dieses Motorrad“, lacht der E3-Fahrer während er über die Sitzbank streicht, „es passt einfach super zu meinem Fahrstil.“ Und weiter berichtet er: „Im Vorfeld habe ich gesagt, im Championat ist für mich zwischen Platz drei und zehn alles möglich. Den Speed habe ich, nur klappte es eben nicht immer so mit der Umsetzung. Dass ich das aber heute so gut hinbekommen habe, erstaunt mich dann doch ein wenig. Mega, ich bin einfach nur total happy.“

Platz vier ging an Andreas Beier, der nach überstandener Verletzung einen tadellosen Einstand auf neuem Motorrad hinlegte. Zwischenzeitlich hatte es sogar den Anschein, dass für den Beta-Fahrer noch mehr drin wäre, doch dann musste er eher nach hinten schauen, da Robert Riedel auf der GasGas immer stärker aufkam. Am Ende fuhr dieser noch bis auf knapp drei Sekunden heran, was letztlich Rang fünf bedeutete.
 

DEM - Klasse E1

Der Klassensieg ging überlegen an Jeremy Sydow. Rang zwei belegte Andreas Beier, der sich zufrieden über seinen Saison-Einstand zeigte. „Ich bin mit dem neuen Motorrad gut klar gekommen, habe aber auch ein paar Dinge ausgemacht, an denen ich noch arbeiten muss. Aber unterm Strich war es ein grundsolider Tag“, zeigt sich der Routinier sichtlich zufrieden.

Auch Edward Hübner machte eine positiv gestimmte Miene. „Ja, ich bin zufrieden. Es war kein grandioser Tag, aber ein guter. Ich bin am Morgen wieder etwas schwer reingekommen, habe mich dann aber gut gefangen und konnte noch ein paar Plätze gutmachen“, bilanziert der amtierende E1-Meister, der weiterhin auf seine 250iger Viertakt-KTM vertraut, während die Konkurrenz, bis auf Maximilian Wills, ausnahmslos auf 250ccm Zweitakt-Modelle setzt.

Wie auch Yanik Spachmüller, der sich aber ungewohnt schwer tat. Platz vier in der Klasse und außerhalb der Top Zehn im Championat ist nicht das, was er sich vorgenommen hatte. Rang fünf ging an Maximilian Wills (Husqvarna), Sechster wurde Patrick Irmscher (Beta).
 

DEM - Klasse E2

Hier war der Kampf um den Tagessieg ähnlich spannend, wie das Duell um den Championatssieg. Die Hauptdarsteller hießen Davide von Zitzewitz und Chris Gundermann, die sich über die gesamte Distanz nichts schenkten. Am Ende eines langen Tages, mit insgesamt elf gefahrenen Wertungsprüfungen, lag Davide von Zitzewitz gerade einmal vier Sekunden vor seinem KTM-Markenkollegen. „Das habe ich wirklich nicht erwartet, da ich mir ein paar Tage vor dem Saisonstart wieder eine Erkältung eingefangen hatte. Von daher war ich einfach nur happy, als ich im Ziel war“, so der Tagessieger, der auch einen sichtlich platten Eindruck machte.

Trotz der knappen Niederlage verbuchte Chris Gundermann den Saison-Einstand als Erfolg. „Wenn ich mich an das letzte Jahr erinnere, bin ich diesmal doch deutlich besser klar gekommen. Tucheim, mit seinem sandigen Terrain, liegt mir einfach nicht so. Das habe ich auch wieder in SP 3 gemerkt. Dort habe ich immer die meiste Zeit liegen gelassen“, so die erste Analyse des zweitplatzierten KTM-Fahrers.

Platz drei ging an Franz Lofquist aus Schweden, der mit einem breiten Lächeln auf dem Podium stand. „Es hat mir hier großen Spaß gemacht, wirklich eine klasse Veranstaltung mit schönen Tests. Es war eine großartige Vorbereitung auf die bevorstehende EM-Saison“, so der Yamaha-Fahrer, der mit einem Lachen hinterher schiebt, „und außerdem ist der Lauf für mich bequemer zu erreichen, als die meisten schwedischen Meisterschaftsläufe.“ Kein Wunder, kommt er doch aus Malmö und hat die Fährverbindung nach Deutschland quasi vor der Haustür.

Paul Roßbach machte auf der GasGas eine gute Figur und verpasste als Vierter das Podium um gerade einmal 3,36 Sekunden. Mit Casper Lindholm und Oscar Blom, landeten zwei weitere Schweden auf den Plätzen fünf und sechs, wobei erstgenannter zwei Strafminuten kassierte und ohne diese den Klassensieg geholt hätte.
 

DEM - Klasse E3

Luca Fischeder, vor Tristan Hanak und Robert Riedel lauteten die Top Drei. Eingangs wurden schon die Eindrücke der beiden Erstplatzierten erwähnt. Und auch Robert Riedel zeigte sich im Sand von Tucheim richtig stark. „Endlich bin ich einmal von Beginn an richtig gut in den Tag gekommen. Das war in der Vergangenheit immer wieder ein kleines Manko“, freut sich der GasGas-Fahrer, der damit von Anfang an vorn mit dabei war. „Der Tag lief wirklich super, fahrerisch wie konditionell hat alles super gepasst. Platz drei in der Klasse, Rang fünf im Championat, damit bin ich wirklich sehr zufrieden“, so Robert Riedel.

Florian Görner gelang ein vierter Platz, mit dem er etwas haderte. „Unter die Top Drei wollte ich schon gern kommen“, zeigt er sich leicht enttäuscht, bis er einen Blick auf die Overall-Wertung riskierte und dabei vernahm, dort guter Siebenter geworden zu sein. Schmunzelnd meint er dazu: „Das liest sich ja gar nicht schlecht.“ Die Top Fünf komplettierte Husqvarna-Fahrer Noah Wenz, gefolgt von Jörg Haustein auf Beta.
 

DEM – Junioren

Der Pokal für den Tagessieg ging nach Schweden. Gustav Mähler übernahm ab Prüfung drei die Führung und gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab. „Ein schönes Rennen und ein wirklich gutes Training“, meint der Husqvarna-Fahrer, der in diesem Jahr neben der Schwedischen Meisterschaft und der Enduro-Europameisterschaft auch die beiden Schweden-Klassiker Gotland Grand National und Novemberkasan ins Auge gefasst hat.

Leon Thoms wurde Zweiter und erhielt dafür, neben dem Veranstaltungspokal, auch die Nummerntafel des Meisterschaftsführenden, da Gustav Mähler, wie alle Schweden die in Tucheim am Start waren, nur Punkte für die Championatswertung erhält und keine für die Meisterschaft. „Ich bin zufrieden mit meinem Tag. Ich bin soweit sauber durchgefahren, wenngleich ich in der dritten Runde zunehmend Krämpfe in den Händen hatte“, so der KTM-Fahrer, der sich bis vor dem letzten Test gar keine Zeiten anschaute und so auch nicht wusste, wo er letztlich lag.

Dritter wurde Lane Heims, der über das ganze Gesicht strahlte. Endlich hat die Leidenszeit ein Ende. Nach zwei durchwachsenen und von Verletzungen geprägten Jahren stand er endlich wieder auf dem Podium. „Zuletzt ist mir das 2020 gelungen“, blickt der KTM-Fahrer zurück. „Ich bin wirklich überglücklich.“

Rang vier belegte Robert Friedrich (GasGas) aus Tschechien, der mit einer deutschen Lizenz unterwegs ist und folglich auch Meisterschaftspunkte erhält. Oskar Wolff auf Husqvarna wurde Fünfter, Marcel Schnölzer (KTM) aus Österreich kam auf Platz sechs.
 

DEM - Mannschaftswertung

Hier setzte sich der Titelverteidiger, die erste Mannschaft des ADAC Sachsen mit Jeremy Sydow, Luca Fischeder und Edward Hübner durch. Zweiter wurde das Trio des ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt mit Tristan Hanak, Davide von Zitzewitz und Yanik Spachmüller. Auf dem dritten Platz landete das zweite Team des ADAC Sachsen mit Andreas Beier, Florian Görner und Pascal Sadecki.

DMSB Enduro Cup (B-Championat)

Der Sieg im DMSB-Enduro-Cup ging an Fynn Hannemann, der erst seine zweite Enduro-Veranstaltung nach Kempenich 2022 bestritt. „Ich fand es zunächst etwas schwierig, in Rhythmus zu kommen, hab mich dann aber gut rein gefunden. Dann lief es recht gut“, freut sich der Beta-Fahrer, der schon etwas mit einem so guten Einstieg geliebäugelt hatte. „Das es aber tatsächlich so gut gepasst hat, ist natürlich super. Ich bin sehr, sehr zufrieden.

Auf Platz zwei kam Newcomer Clemens Voigt, Routinier Oliver Otte (E2B) wurde Dritter und Florian Brauns belegte Rang vier. Damit waren zu Saisonbeginn gleich drei Fahrer der Jugend-Klasse ganz vorn im B-Championat zu finden – der äußerst positive Trend der letzten beiden Jahre scheint sich in dieser Saison nahtlos fortzusetzen.