Race-Report - DEM Waldkappel 2023

Erneut Jeremy Sydow vor Luca Fischeder

03.09.2023

Es war Enduro wie aus dem Bilderbuch, was der gastgebende MSC Waldkappel-Breitau e.V. im ADAC seinen Teilnehmern präsentierte. Tolle Atmosphäre, schöne Strecke mit drei verschiedenen Sonderprüfungen sowie das ein oder andere Gelände-Highlight auf der Etappe. Das schöne Wetter sorgte zudem für gute Stimmung und erstklassige Bedingungen. Während am Morgen der Kurs noch stellenweise nass und rutschig war, wurden die Bodenverhältnisse über den Tag immer besser und besser – oder, wie die Vielzahl der Aktiven am Ende bestätigten: Es war perfekt!
 

Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (A-Championat)

Im Kampf um den Tagessieg ringt Jeremy Sydow seinen Teamkollegen Luca Fischeder ein weiteres Mal knapp nieder. „Das nervt langsam“, macht der Zweitplatzierte kein Geheimnis daraus. Dabei fing es morgens noch so gut für ihn an. „Da konnte ich die Spuren noch frei wählen und bin damit bestens klar gekommen“, unterstreicht der Sherco-Fahrer, der die ersten beiden Tests für sich entscheiden konnte und damit folglich auch an der Spitze lag. „Ab der zweiten Runde lief es dann nicht mehr so hundertprozentig. Da war ich in den ganzen eingefahrenen Rinnen einfach zu verhalten. In der letzten Runde ging es dann wieder deutlich besser und ich konnte mich wieder ein wenig heranarbeiten. Allerdings habe ich mir im letzten Test die Auspuffbirne komplett demoliert. Irgendwie habe ich in der Spur einen Stein erwischt“, zuckt der Tageszweite mit den Schultern.

Für  Jeremy Sydow kann es derzeit kaum besser laufen. Saisonsieg Nummer sechs im siebten Lauf lassen das Pendel deutlich zu seinen Gunsten ausschlagen. „Ich bin absolut happy“, strahlt der Tagessieger, „im ersten Test war ich noch zu zaghaft, da die Strecke doch etwas rutschig war. Ab der zweiten Prüfung lief es dann besser und ab der dritten konnte ich sogar die Führung übernehmen. Von da an blieb ich fehlerlos“, resümiert Jeremy Sydow, der noch kurz lachend relativiert, „obwohl, ein kleines Malheur gab es doch. Einmal bin ich mit dem Brustpanzer auf den Ausschaltknopf gekommen, da war kurz Ruhe.“ Somit liegt er im Championats-Gesamtklassement 20 Zähler vorn und doch wird es wohl nichts mit dem Titel werden. „Ich bin in Rehna nicht dabei. Am gleichen Wochenende findet die französische Meisterschaft statt und Sherco möchte gern, dass ich dort am Start bin, um den Junioren-Titel zu gewinnen. Und die Chancen stehen ja auch nicht schlecht, da ich ungeschlagen in Führung liege“, erklärt der 23-Jährige.

In dieser Saison scheint das Sherco-Duo ein Abonnement auf die ersten beiden Plätze zu haben. Dafür ist auf Rang drei umso mehr Bewegung drin. Zum Auftakt in Tucheim stand Tristan Hanak auf dem kleinsten Treppchen, in Dahlen war es Krystof Kouble. In Neiden teilten sich Benjamin Meusel und Robert Riedel die dritten Plätze. In Uelsen komplettierte Edward Hübner an beiden Tagen das Podest. Und nun in Waldkappel, und das schon fast mit Ansage, gelang Davide von Zitzewitz der Sprung auf das Podium. „Ich bin wirklich glücklich. Waldkappel gehört einfach zu meinen Lieblingsveranstaltungen. Wie ein zweites Heimrennen, da ich hier über die Jahre viele Leute kennengelernt habe. Ich mag die Strecke, die Prüfungen und überhaupt war es ein richtig genialer Tag“, sprudelt es aus dem KTM-Fahrer nur so heraus, der seinen Markenkollegen Chris Gundermann sowie Edward Hübner und Florian Görner auf die Plätze vier, fünf und sechs verwies.

DEM - Klasse E1

Jeremy Sydow behält seine weiße Weste. Und auch wenn er in Rehna nicht am Start sein wird, ist der Titel durchaus realistisch. „Wenn ich in Zschopau gewinne, klappt es mit einem Punkt Vorsprung“, rechnet der Tagessieger vor, selbst wenn sein einzig verbliebener Konkurrent Edward Hübner in Rehna gewinnt und beim Finale Zweiter wird.

Der KTM-Fahrer selbst erlebte einen soliden Tag mit einigen kleinen Hindernissen. Das begann schon in der Nacht zuvor. „Ich habe kaum geschlafen, hatte Halskratzen und war nicht wirklich ausgeruht. Dafür ließ sich der Tag aber gut an. Allerdings hatte ich noch ein echtes Manöver“, gesteht Edward Hübner, „bei einem Sturz habe ich mir die Vorderradbremse beschädigt, die dann nicht mehr funktionierte. Dennoch ist die Zeit ganz akzeptabel geworden.“ Wie auch das Resultat – Platz zwei für den Routinier, über den er sich voll und ganz zufrieden zeigte.

Erstmals seit seinem Aufstieg aus der Junioren-Klasse steht Maximilian Wills in der E1 auf dem Podium – und das bei seinem Heimrennen! „Überwältigend“, strahlt der überall bestens angefeuerte Lokalmatador. „In den Tests der ersten Runde gab es glatte, aber auch griffige Stellen. Der stetige Wechsel hat mich etwas verunsichert, so dass ich zu verhalten zu Werke gegangen bin. Dafür habe ich die zweite Runde gut hinbekommen. Und die dritte wollte ich nach einem Sturz nur noch sauber zu Ende fahren und den dritten Platz absichern“, umreißt der Husqvarna-Fahrer seinen Tag.

Rang vier sicherte sich KTM-Fahrer Kevin Nieschalk, der nach langer Verletzungspause damit ein grundsolides Comeback feierte und nach der ersten Runde sogar auf Podiumskurs lag. Diesen Weg hatte auch Andreas Beier eingeschlagen, war in den ersten beiden Tests richtig gut unterwegs – auch mit Blick auf das Championat. Doch im dritten Test wurde er in der Waldauffahrt von einem mächtig großen Drahtgebilde in die Knie gezwungen, welches plötzlich in der Spur lag. „Unvorstellbar, wo das plötzlich herkam. Das war ja ein Riesenklumpen. Am Vorabend war ich noch die Waldpassage besichtigen, da war überhaupt nichts. Und vor mir sind ja auch schon einige Fahrer den Hohlweg hochgefahren. Ich kann mir das einfach nicht erklären“, zeigt sich der Beta-Fahrer sichtlich enttäuscht, der den Draht ohne fremde Hilfe nicht entfernen konnte und folglich aus dem Rennen war.
 

DEM - Klasse E2

Um den E2-Tagessieg entbrannte ein enges Duell zwischen Davide von Zitzewitz und Chris Gundermann, inklusive Führungswechsel. Am Ende hatte der vierfache – und vielleicht auch bald fünffache - Deutsche Enduro Meister die Nase vorn und stockte damit sein Punktekonto um weitere 25 Zähler auf. Bei noch maximal 50 zu vergebenen Punkten hat der KTM-Fahrer aktuell 45 Vorsprung – ein stolzes Polster, bei dem schon beim nächsten Lauf in Rehna die Sektkorken knallen könnten.

Chris Gundermann, der den Tag in erster Linie genoss, belegte mit zehn Sekunden Rückstand den zweiten Platz. Nach seinem Nuller in Neiden und der Nichtteilnahme in Uelsen geht es ohnehin nur noch um gute Einzelergebnisse. „Es war eine echt geile Veranstaltung. Die Strecke hat total Spaß gemacht, die Sonderprüfungen waren richtig gut, Wetter und Boden waren auch absolut top“, lobt der KTM-Fahrer, der trotz zwei Wochen zuvor stark angeschlagenen Rippen wieder mächtig am Gasgriff drehte und eine super Leistung ablieferte.

Platz drei ging an den schwedischen Yamaha-Fahrer, der seine starke Verfassung einmal mehr unterstrich. Paul Roßbach meldete sich nach seinem technischen Ausfall in Uelsen mit Tagesrang vier bestens zurück und macht Boden gut im Kampf um den Vize-Titel. Dort liegt der GasGas-Fahrer hinter Karl Weigelt (KTM), in Waldkappel guter Fünfter, und Team-Kollege Nico Rambow knapp mit fünf bzw. einem Punkt Rückstand an vierter Stelle. Philipp Müller (Beta), amtierender E2-Meister, belegte bei seinem Comeback nach überstandener Verletzung den siebten Platz.

DEM - Klasse E3

Genau wie Team-Kollege Jeremy Sydow, legt auch Luca Fischeder in der Klasse E3 ein makelloses Jahr hin. Der Sherco-Fahrer hat beste Voraussetzungen, seine Titelverteidigung bereits in Rehna erfolgreich abzuschließen. Ohnehin gibt es nur noch einen Fahrer, der ihm theoretisch die Suppe versalzen könnte – und das ist Florian Görner. Der KTM-Fahrer belegte erneut Rang zwei, womit er grundsätzlich ganz zufrieden war, wenngleich er seine eigene Leistung als ausbaufähig bezeichnete. „Die Prüfungen hatten für meinen Geschmack zu viele Ackeranteile. Die Motocross-Strecke, das ehemalige Kasernen-Areal, die Waldpassagen in Test drei – alles super. Aber eben der viele Acker, das ist einfach nicht so meins“, lacht der 23-Jährige.

Alle Jahre wieder – oder besser gesagt, immer in Waldkappel oder auch Kempenich ist Jan Schäfer am Start, der sich von der großen Enduro-Bühne schon seit längerer Zeit zurückgezogen hat. Dass er aber nichts verlernt hat, demonstrierte er am vergangenen Sonntag einmal mehr sehr eindrucksvoll. Rang drei für den KTM-Fahrer, der im Ziel große Augen machte, als er auch seinen siebten Platz im Championat realisierte. „Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Zwar habe ich mich äußerst wohl gefühlt, war auch richtig gut drauf. Aber dass es so weit nach vorn geht, überrascht mich jetzt schon ein wenig“, staunt der Gelegenheits-Endurist nicht schlecht, der zudem einen kurzen Einblick in seine Vorbereitung gewährte. „Im Frühjahr habe ich ein regionales Rennen bestritten und jetzt vor Waldkappel war ich vielleicht noch vier, fünfmal fahren. Mehr nicht.“

Beta-Fahrer Jörg Haustein sicherte sich Rang vier vor Paul Diederich (KTM), womit er seinen dritten Meisterschaftsrang schon jetzt so gut wie in der Tasche haben dürfte.
 

DEM – Junioren

Langsam, aber sicher setzt sich Robert Friedrich immer weiter von der Konkurrenz ab. Dem GasGas-Fahrer gelang in Waldkappel der vierte Tagessieg in der laufenden Saison, worüber er sich natürlich sichtlich freute. Allerdings begann der Tag nicht ganz so nach seinem Geschmack, denn da lag er nur an dritter Stelle. „Die erste Prüfung hat mir einfach nicht so recht gefallen. Dort habe ich immer Zeit eingebüßt. Zum Glück konnte ich die fehlenden Sekunden in den anderen beiden Prüfungen gutmachen“, so der Tscheche mit deutscher Lizenz, der nun zehn Punkte vor Leon Thoms liegt.

Der wurde Zweiter, was nach der ersten Runde noch gar nicht den Anschein hatte. „Da lag ich weit zurück. Ich bin einfach nicht in Tritt gekommen. Und das in Uelsen verletzte Knie war auch nicht sehr förderlich“, winkt der großgewachsene KTM-Fahrer nur ab, der ab der zweiten Runde zur großen Aufholjagd blies, die letztlich auch belohnt wurde. „Als der Boden griffiger wurde, fühlte ich mich besser und plötzlich passten auch die Zeiten. Das gibt natürlich Motivation für mein Heimrennen in Rehna. Da bin ich die letzten Jahre immer meine besten Rennen gefahren“, blickt Leon Thoms voller Vorfreude schon auf den kommenden Samstag voraus.

Rang drei sicherte sich Pascal Sadecki, der ebenso wie sein Trainingspartner Florian Görner, etwas mit den Ackerpassagen haderte. „Es macht schon Spaß“, gab der Fantic-Fahrer zu, „allerdings bin ich dort einfach zu langsam. Aber Rang drei ist besser wie nichts, denn zwischenzeitlich dachte ich schon, ich müsste aufgeben.“ Grund hierfür war ein locker gewordener Luftfilter, wodurch das Motorrad Dreck zog. „Ich habe das Schlimmste befürchtet, aber ich habe es zum Service geschafft. Zum Glück ging alles gut“, atmet der aktuell Meisterschaftsdritte tief durch, der damit seine Titelchancen im Dreikampf mit Friedrich und Thoms am Leben hält.

Platz vier sicherte sich Jeremy Nimmrich, der nach der ersten Prüfung nur an vorletzter Stelle lag, sich aber über den Tag bravourös nach vorn kämpfte. Hinter dem KTM-Fahrer belegte David Wagner Rang fünf, der damit sein bis dato bestes Ergebnis eintüten konnte.
 

DEM – Mannschaftswertung

Gegen das Team ADAC Sachsen mit Jeremy Sydow, Luca Fischeder und Edward Hübner scheint kein Kraut gewachsen. Der „Sachsen-Express“ hatte am Ende wieder knapp acht Minuten Vorsprung auf den ersten Verfolger ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt. Für deren Mannschaft waren Davide von Zitzewitz, Robert Friedrich und Philipp Müller aufgestellt. Platz drei ging an das Team ADAC Pfalz mit Paul Roßbach, Chris Gundermann und Nico Rambow.
 

DMSB Enduro Cup (B-Championat)

Im DMSB-Enduro-Cup stand zum ersten Mal Niclas Leon Kallmeyer ganz oben, der sich gegen Arvid Meyer (Husqvarna) und Fritz Hunger (Beta) durchsetzen konnte. „Ich bin komplett überrascht“, gibt der Tagessieger offenherzig zu. „Ich fühlte mich den ganzen Tag richtig gut, habe aber nie auf die Zeiten geschaut. Erst vor dem letzten Test wurde mir gesagt, dass ich eine Sekunde vorn liege. Nervös hat es mich aber nicht gemacht, da die dritte Prüfung mein Lieblingstest und ich in den beiden Runden zuvor schon immer sehr gut klar gekommen war“, so der Husqvarna-Fahrer abschließend.

Fynn Hannemann, zum ersten Mal in der Saison nicht auf dem Podium, belegte hinter dem KTM-Duo Nic Matthias und Oliver Otte den sechsten Platz, womit der Beta-Youngster seine Führung der Gesamtwertung erfolgreich verteidigte.