Race-Report - DEM Zschopau 2024

Jeremy Sydow räumt groß ab!

19.10.2024

„Rund um Zschopau“ bleibt eine der ersten Adressen im deutschen Endurosport! Vor allem die vielen Fans, welche wieder zu Tausenden die Strecke säumten und dort lautstark für Stimmung sorgten, sind bundesweit einmalig. Die diesjährige „RuZ“-Ausgabe war zudem von Top-Bedingungen begleitet. Während es im Vorjahr zu einer echten Schlammschlacht ausartete, durften sich diesmal die Fahrer über herrlichstes Herbstwetter freuen. Leicht wurde es deswegen aber trotzdem nicht. Dafür sorgten drei, nicht übermäßig lange, dafür aber technisch anspruchsvolle Sonderprüfungen sowie einige kernige Geländeabschnitte, die über die knapp 80 km lange Runde verteilt waren.
 

Internationale Deutsche Enduro Meisterschaft (A-Championat)

Jeremy Sydow hat es gepackt: Saisonsieg Nummer acht, womit klar ist, dass er nicht mehr von der Spitze der Internationalen Deutschen Enduro Meisterschaft verdrängt werden kann. Damit ist er der 15. Fahrer, der sich in die Siegerliste eintragen darf. „Ich hatte das gar nicht so auf dem Schirm, das es in Zschopau schon klappen könnte. Umso schöner ist es, das beim Heimrennen und vor dieser wahnsinnigen Zuschauer-Kulisse gepackt zu haben“, strahlt der 24-Jährige, der Sherco damit den fünften Titel in Folge (nach Hamish Macdonald 2020 + 2021 und Luca Fischeder 2022 + 2023) in der prestigeträchtigen und viel beachteten Meisterschaft bescherte.

„Mehr geht definitiv nicht“, kommt Jeremy Sydow aus dem Lachen gar nicht mehr heraus, der „Rund um Zschopau“, nach 2023, ein zweites Mal überlegen gewinnen und auch die E1-Meisterschaft vorzeitig feiern konnte. „Es war einfach ein rundum perfekter Tag für mich. Schon die erste Prüfung lief super, was natürlich immer gut für das Selbstvertrauen ist. Der zweite Test, der dritte Test, alles passte. Von da an wurde ich immer lockerer und konnte mich stetig weiter steigern“, so sein rein sportliches Resümee.

Luca Fischeder belegte Rang zwei, was sein bis dato bestes Ergebnis bei „Rund um Zschopau“ ist. Dennoch war er nicht wirklich zufrieden, haderte mit sich und seiner Leistung. „Ich weiß nicht, woran es liegt. Teils hatte ich ein richtig gutes Gefühl, teils war ich aber viel zu zögerlich unterwegs. Spaß hat es auf jedem Fall gemacht, aber fahrerisch passt es eben unterm Strich noch nicht. Von daher ein eher durchwachsener Tag für mich“, so die selbstkritische Einschätzung des Sherco-Fahrers.

Das Podium komplettierte Davide von Zitzewitz, der bei der Siegerehrung, sehr zur Freude der zahlreichen Zuschauer, keine genaue Auskunft darüber geben konnte, ob er es in Zschopau schon einmal unter die Top Drei geschafft hat. „Ich kann es ehrlicherweise gar nicht genau sagen“, gesteht der KTM-Fahrer schulterzuckend und mit einem breiten Grinsen. An dieser Stelle sei es aufgelöst: Ja, 2018 war er schon einmal Dritter. Damals hinter dem heutigen DEM-Track-Inspector Dennis Schröter und Lokalmatador Andreas Beier.

Rang vier belegte ein glänzend aufgelegter Edward Hübner (KTM). Platz fünf ging an den Tschechen Robert Friedrich (GasGas), der mit Abstand seine beste Saison-Leistung ablieferte. Sechster wurde Franz Löfquist (Yamaha), der den stark fahrenden Karl Weigelt (KTM) am Ende noch knapp abfangen konnte. Hinter dem Erzgebirger folgen mit Pascal Sadecki (8. / Fantic), Andreas Beier (9. / Beta) und Florian Görner (10. / KTM) drei weitere Lokalmatadoren.
 

DEM - Klasse E1

Mit einem weiteren überlegenen Sieg gelang Jeremy Sydow die erfolgreiche Titelverteidigung. Der Sherco-Fahrer hatte am Ende unglaubliche fünfeinhalb Minuten Vorsprung auf Maximilian Wills. Der Husqvarna-Fahrer allerdings ging arg gehandicapt an den Start, fuhr somit deutlich unter seinen Möglichkeiten. „Mich hat in der Vorwoche eine heftige Erkältung erwischt, die mich doch arg mitgenommen hat. Von daher war ich noch recht schwach auf der Brust. Das habe ich schon morgens beim Warmlaufen gemerkt“, erklärt der 22-Jährige, der dann doch recht gut in den Tag fand. Allerdings ließ er im zweiten Test der ersten Runde viel Zeit liegen. „An einer steinigen Auffahrt habe ich einen Schlag auf das Vorderrad bekommen, so dass ich unglücklich an der Schräge hing. Ich habe das Motorrad nicht gleich wieder aufrichten können. Im gleichen Test bin ich dann auch noch in der Baumstamm-Matrix hängen geblieben. Da habe ich schon gemerkt, dass ich nicht voll bei Kräften war. Blöd gelaufen eben. Aber abgesehen davon, war ich doch recht zufrieden“, so der Zweitplatzierte.

Rang drei ging an Kurt Reichel, der damit erstmals auf dem DEM-Podium stand. „Naja, bei uns waren auch nicht so viele Fahrer am Start“, stellt der 25-Jährige fast schon entschuldigend fest. In der Tat waren mit Maximilian Müller (Beta) nur vier Fahrer in der sehr ausgedünnten Klasse dabei. „Auf alle Fälle bin ich mit meiner fahrerischen Leistung zufrieden. Ich würde sogar sagen, dass es mein bestes Rennen in diesem Jahr war. Und es hat unheimlich viel Spaß gemacht und das ist für mich das Wichtigste“, lacht der Lokalmatador, der mit einer Rieju unterwegs ist und dieser spanischen Marke das erste DEM-Podium bescherte.

 

DEM - Klasse E2

Das mit Spannung erwartete Titelduell zwischen Chris Gundermann und Davide von Zitzewitz nahm ein vorzeitiges Ende. Chris Gundermann kollidierte im ersten Test der zweiten Runde mit einem Baum. Der Thüringer blieb zum Glück nahezu unversehrt, während seine KTM ordentlich etwas abbekommen hat. Die abgerissene Lampenmaske war noch zu verschmerzen. Der demolierte Kühler wog hingegen schwer und musste am Service-Punkt der nächsten Zeitkontrolle ausgetauscht werden. Das war allerdings in der verbliebenen Zeit nicht zu schaffen, weshalb der 31-Jährige sechs Strafminuten kassierte und sich damit aus dem Titelrennen verabschiedete. Allerdings bewies er ein großes Kämpferherz und fuhr den Tag trotz aussichtsloser Position und Rückenschmerzen tapfer zu Ende.

„Als ich davon erfahren habe, war bei mir erst einmal der ganze Druck weg“, gesteht Davide von Zitzewitz, dem klar war, dass er nur noch sicher ins Ziel kommen musste, um seinen E2-Titel erfolgreich zu verteidigen. Dabei fing der Tag alles andere als gut für den KTM-Fahrer an. „Erster Test, 70 Meter gefahren und schon einen doppelten Rittberger geschlagen. Ich dachte nur, ey Digga, was machst du hier, jetzt geht das genau wieder so los, wie in Streitberg“, konnte sich der 32-Jährige im Nachhinein ein Lachen nicht verkneifen. „Aber dann lief es recht gut. Am Ende musste ich noch einmal etwas mehr Gas geben, da Eddi Hübner doch recht nahe kam“, so der jetzt sechsfache Deutsche E2-Meister.

Edward Hübner belegte mit nur elfeinhalb Sekunden Rückstand den zweiten Platz. Trotz starkem Ergebnis ärgerte sich der KTM-Fahrer. „Heute war ich nah dran an Davide, so nah, wie lange nicht. Fahrerisch hätte es vielleicht tatsächlich auch geklappt, ihn zu schlagen. Aber dazu müsste ich eben auch sturzfrei bleiben und mich nicht ein paar Mal in den Dreck legen. Aber gut, so ist es eben manchmal. Jedenfalls war es wieder eine schöne Veranstaltung. Geile Prüfungen, tolles Wetter, super Stimmung, viele Fans, von daher ist alles gut“, so der 36-Jährige.

Karl Weigelt avancierte zur Überraschung des Tages. Der KTM-Fahrer lag zwischenzeitlich auf Rang fünf im Championat und auf Rang drei in der Klasse. „Doch im zweiten Test der dritten Runde habe ich mich an einer Felskante verkeilt. Da habe ich alles eingebüßt“, ärgert sich der 25-Jährige, der die beiden Runden zuvor problemlos über die besagte Stelle im „Hübler-Wald“ gekommen ist. So musste er sich letztlich mit dem undankbaren vierten Platz begnügen, während die Freude bei Franz Löfquist groß war. Der Schwede wollte unbedingt unter die Top drei, trotz angebrochener Rippen und verletztem Schlüsselbein. „Vor allem die Rippen machen mir nach wie vor, arg zu schaffen. Aber aufgeben ist keine Option“, stellt der Yamaha-Fahrer klar, der dennoch ordentlich Gas gab. Allerdings kam auch er, wie Chris Gundermann und Maximilian Wills im ersten Test der zweiten Runde zu Sturz. „Dabei bin ich wieder auf die Rippen gefallen und auch der Handbremshebel war abgebrochen. Keine guten Voraussetzungen für einen Test, bei dem es ständig hoch und runter geht“, lacht der 34-Jährige, der überglücklich ist, das aus seiner Sicht sehr taffe Rennen, auf dem Podium abgeschlossen zu haben.

Mit Florian Görner (KTM) als Fünfter, Nick Emmrich (KTM) auf Rang sechs sowie Patrick Irmscher (Beta) auf Platz sieben, waren die folgenden Positionen fest in den Händen der zahlreichen Lokalmatadoren. 
 

DEM - Klasse E3

Sherco-Fahrer Luca Fischeder feierte, seit seiner Rückkehr in die Int. Deutsche Enduro Meisterschaft Ende August, den vierten Saisonsieg in Folge. Die Meisterschaftsführung bleibt allerdings bei Matyas Chlum (Sherco), der in Zschopau jedoch gar nicht am Start war. Der Tscheche weilte, wie auch einige andere deutsche Top-Fahrer, bei den Six Days in Spanien. Dafür sorgte ein anderer Fahrer aus dem Nachbarland für Furore. Robert Friedrich, dem letztjährigen Deutschen Enduro-Juniorenmeister, scheint das Terrain im Erzgebirge offenbar ganz auf den Leib geschneidert zu sein. „Ja tatsächlich, hier ist es wie bei mir zu Hause. Ich mag die Strecke in Zschopau“, gesteht der GasGas-Fahrer, der an seinem Tag überhaupt nichts auszusetzen hatte. „Alles bestens“, und sein Daumen ging nach oben.

„Endlich Licht am Ende des Tunnels“, ist Andreas Beier sichtlich erleichtert, dass zumindest sein Heimspiel zufriedenstellend verlief, nachdem er eine bis dato durchwachsene Saison erlebte. „Zwar ist es noch immer nicht ganz das, was ich denke noch zu leisten im Stande bin. Aber es geht definitiv in die richtige Richtung“, zeigt sich der Beta-Fahrer positiv für den Finallauf in Kempenich gestimmt.

Robert Riedel, bekannt als Sandspezialist hatte auf diesem Terrain keinen leichten Stand. Rang vier stand am Ende für den GasGas-Fahrer zu Buche. Martin Kradorf (KTM) und Eddie Findling (Beta) belegten die Plätze fünf und sechs.
 

DEM – Junioren 1

Heimsieg für Pascal Sadecki! Der Zschopauer, der in dieser Saison so viel Pech mit Verletzungen und zuletzt mit einem technischen Ausfall in Streitberg hatte, war überglücklich. „Es ist ein Traum zu Hause und vor so einer einmaligen Kulisse zu gewinnen. Die Fans haben mich förmlich über die Runde getragen. Es war fantastisch“, zeigt sich der 20-Jährige sichtlich begeistert. Seinen eigenen Tag beschreibt er wie folgt: „Im ersten Test bin ich gleich gut reingekommen, konnte sogar die siebenschnellste Zeit in der Overall-Wertung fahren. Das gab mir natürlich einen Schub. Die zweite Prüfung war ebenfalls supergut. Nur auf dem Skihang habe ich etwas eingebüßt. Obwohl ich keine Fehler hatte und mir der Test extrem viel Spaß gemacht hat, kam nie so eine richtige Top-Zeit heraus“, so der Fantic-Fahrer leicht verwundert, der zugab, „alles außer einem Sieg wäre eine kleine Enttäuschung gewesen.“

Platz zwei in der Klasse, aber Sieg in der Meisterschaft für Leon Thoms! „Es fühlt sich noch total surreal an. Ich kann es noch gar nicht begreifen, dass ich es geschafft habe“, zeigt sich der KTM-Fahrer sehr emotional, der nach eigener Aussage einen schwierigen Tag durchlebte. „Ich habe mich zu Beginn wirklich schwer getan. Im ersten Test der zweiten Runde bin ich dann bergab auch noch heftig gestürzt. Da lag das Motorrad auf mir drauf und das Hinterrad drehte über meinem Helm. Da dachte ich schon, jetzt ist es vorbei.“ Doch zum Glück war es nicht so. Der 21-Jährige rappelte sich auf und kämpfte weiter. „Komisch, danach war ich irgendwie ruhiger, fand zunehmend immer besser meinen Rhythmus. Die dritte Runde war dann tatsächlich meine Beste. Es hat wirklich extrem viel Spaß gemacht, obwohl es nun hier wirklich nicht mein Terrain ist“, lacht der frischgebackene Meister der Junioren 1, der diesen Erfolg zweifellos als den Wichtigsten seiner Karriere bezeichnet.

Ende einer Durststrecke für Oskar Wolff! Der Husqvarna-Fahrer stand zuletzt in Burg 2022 auf dem Podium. „Ich bin sehr glücklich, dass es endlich einmal wieder geklappt hat“, lächelt der Husqvarna-Fahrer, angesichts seines dritten Platzes sichtlich zufrieden. „Schon beim Ablaufen der Prüfungen hatte ich eine absolute Vorfreude, da ich die Tests wirklich sehr schön, extrem flüssig und nicht so eng gesteckt empfand.“ Und dieses positive Gefühl nahm der 22-Jährige in das Rennen mit. „Eigentlich habe ich zuletzt während der Rennen nie auf die Zeiten geschaut. Aber weil ich so gut in den Tag gekommen bin und sich alle im Team darüber gefreut haben, wurde es mir dann doch mitgeteilt, dass da etwas gehen könnte. Und das hat mich extrem motiviert und angespornt!“

Ebenfalls hochmotiviert ging Garry Dittmann an den Start. Der GasGas-Fahrer fuhr auf dem Zschopauer Skihang gleich drei Klassenbestzeiten. Am Ende stand für ihn Rang vier zu Buche, sein bis dato bestes Saisonresultat! Platz fünf ging an Jeremy Nimmrich, der sich nur um reichliche fünf Sekunden geschlagen geben musste.
 

DEM – Junioren 2 

Arvid Meyer macht weiter Druck. Der Husqvarna-Fahrer lieferte in Zschopau eine souveräne Leistung ab. Platz eins in der Klasse, Rang dreizehn im Championat. „Ich bin wirklich positiv überrascht. Ich habe lediglich einmal auf der Nase gelegen und ansonsten nur ganz wenige Fehler gemacht“, meint der 23-Jährige über seinen Auftritt, der „Rund um Zschopau“ als anspruchsvolle Veranstaltung einstuft, die ihm aber sehr viel Spaß gemacht hatte.

Dem widerspricht Hannes Lehmann, der Zweiter wurde. „Von mir aus hätte es ruhig noch einen Ticken härter und anspruchsvoller sein können. Das hätte ich mir gewünscht! Aber davon abgesehen hat es einfach nur verdammt viel Laune gemacht, hier vor den vielen Fans zu fahren“, so der Yamaha-Fahrer. Dritter der nationalen Junioren-Klasse wurde Niclas Leon Kallmeyer auf KTM.
 

DEM – Mannschaftswertung

Die erste Mannschaft des ADAC Sachsen feierte in heimischen Gefilden einen überlegenen Tagessieg. Kein Wunder, waren mit Jeremy Sydow, Luca Fischeder und Edward Hübner drei, der vier Tagesschnellsten in diesem Team vereint. Rang zwei sicherte sich das international besetzte Team des ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt mit Davide von Zitzewitz, Franz Löfquist und Robert Friedrich, das weiterhin die Tabellenspitze inne hat. Rang drei belegte das Team ADAC Sachsen 2 mit Karl Weigelt, Pascal Sadecki und Florian Görner, die in bzw. rund um Zschopau wohnen.